Mittwoch, 29. April 2015

Befreiende Normalität



Diesmal pünktlich und auch mit Neuigkeiten, kann ich euch heute einen Eintrag präsentieren.
Am Montag, hatte ich einiges zu tun, bis am Vormittag eine Freundin zu Besuch kam. Wir haben viel gelacht und zu erzählen gehabt. Die Zeit verging schnell und so war sie am Mittag wieder auf dem Weg nach Hause. Anschließend habe ich noch den Rest für den Vortrag am Dienstag vorbereitet. Auf der einen Seite freute ich mich sehr auf den Vortrag. Denn das ist genau das, was ich machen möchte. Andererseits hatte ich auch ein komisches Gefühl. Immerhin war das die Schule auf die ich bis vor 2 Jahren gegangen bin. Und dann war der Vortrag auch noch dort, wo ich einmal hinwollte. Durch diese Aufregung in beide Richtungen war ich kurz vorher sehr aufgeregt. So hätte ich niemals den Vortrag halten können. Zum Glück hatte ich noch etwas zum rauchen. Bereit für den Vortrag ging ich gemeinsam mit der heimlichen Heldin in die Schule. Was ich nicht mehr in Erinnerung hatte, die ganze Schule ist gefliest.  Nun gut, mit etwas mehr Zeit schafften wir es auch zum Klassenraum. Bis zum Unterricht war noch etwas Zeit, so warteten wir in der Klasse. Aufregung und warten sind nicht die besten Kombinationen für eine entspannte Vorbereitung. Dies bekam die heimliche Heldin zu spüren.  Erst trat ich ihr auf die Füße, dann machte ich den Reisverschluss der Jacke auf.
Anschließend kippte ich ihr Wasser über. Und zu guter Letzt fasste ich ihr ständig an die Brust. Sie tat mir echt schon langsam leid. Lustig war aber, als eine ihrer Mitschülerinnen mitbekam was den Morgen schon geschah. Fragte sie, ob die heimliche Heldin bei mir übernachtet hätte. Die Antwort, dass dies alles in einer halben Stunde passierte, verwunderte sie schon. :)
Dann begann der Vortrag. Zunächst gab ich einen Überblick, was Tourette überhaupt ist und was die ersten Berichte darüber waren. Die Klasse war sehr aufmerksam. Und stellte einige gute Fragen. Der Umgang mit mir schien mir recht normal und so verflog auch schnell meine extreme Unruhe und ging über in normale Unruhe. ;) Nachdem die Klasse einen Überblick über das Tourette-Syndrom hatte stellte ich ihnen eine Aufgabe. ‚ Es ist schön mal der Chef zu sein. ;)‘ Die Aufgabe war in Kleingruppen zu überlegen, wie sie als Erzieher mit einem Kind mit Tourette umgehen würden. Wie würden sie das betroffene Kind stärken? Und wie würden sie den restlichen Kindern die Situation erklären?  Eine interessante Aufgabe, wie sich rausstellte. Ursprünglich war mein Plan die Klasse das Tourette-Syndrom künstlerisch zu beschreiben. (Weil ich neue Bilder für den Blog brauche. :D) Aber meine Entscheidung für diesen Auftrag erschien mir besser. In der Präsentation kamen viele Interessante Punkte zum Thema. Die meisten hätten Tourette als Krankheit, die nicht weg geht, wie ein Schnupfen, erklärt. Und der Gruppe verständlich gemacht, dass das betroffene Kind Laute macht und Bewegungen, aber sonst ganz normal ist. Eine Gruppe überraschte mich sogar mit der Idee Tourette als ein kleines Männchen im Kopf zu erklären. Dies ist ja auch der Weg wie ich es oft erkläre. Mit einem Kobold im Kopf, der immer das macht, was man nicht will. Anschließend sprachen wir über die Tici-Geschichten und letztendlich über  meinen Weg zur Akzeptanz. Meine Klassenlehrerin von damals erzählte, wie sie die Situation wahrgenommen hat. Dies fand ich wirklich interessant. Als meine Tics damals anfingen, war es für mich wohl immer so, dass ich mit den motorischen Tics klar kam, ich sagte wohl nur immer, diese vokalen Tics würde ich nicht aushalten. Sie waren meine größte Angst. Und dann kam meine Lehrerin einmal in den Unterricht und mein erster vokaler Tic brach raus. Diese Situation muss mich so fertig gemacht haben, dass ich nach Hause ging. Ein anderes Mal biss ich mir die Lippe stark auf, sodass ich im Krankenhaus zum nähen war. Zwei Stunden später war ich wieder in der Schule. Ihre Erzählungen waren wirklich interessant, denn aus dieser Sicht hatte ich die Geschichten noch nie gehört. Besonders gut gefiel mir, dass ihr besonders die lustigen und schönen Situationen in Erinnerung blieben. Auf Klassenfahrt in Hamburg zum Beispiel. Wir waren mit der Klasse Essen. Die Situation war sehr anstrengend aber schön. Auf einer noblen Straße in Hamburg kam es dann zur Tic-Entladung. Die Leute schauten wohl unsere Gruppe komisch an. Hinten die Lehrer, und diese waren wohl am schmunzeln.  Diese Situation, hätte ich ja gern von oben betrachtet. :) Nach den ganzen Erzählungen zeigte ich noch wie es ist mit Tics zu lesen. Dieses ‚Spiel‘ erklärte ich ja schon im letzten Beitrag über einen Vortrag.  Und dann waren auch schon die 90 Minuten um. Abschließend kann ich sagen, es war wirklich toll. Und ich glaube ein bisschen konnten die Zuhörer auch mitnehmen. Nochmals vielen Dank an die Klasse für die tolle Mitarbeit.
Noch den ganzen Dienstag war ich, aufgeputscht von dem tollen Vormittag. Und mein anfängliches grummeln im Magen, auf Grund der Tatsache, dass dies meine alte Schule war, war völlig unbegründet. Es war eigentlich schön wieder dort zu sein. Und es hat mir sehr gut getan.  Dienstagabend erschien auch noch ein toller Bericht von Rosi Appel über die befreiende Normalität im Zusammenhang mit dem Tourette-Camp .
Heute haben wir als Familie einiges gemacht. Der Tag war schön aber ich glaube e wäre uninteressant, wenn ich euch erzähle, wie meine Mama und ich die Schränke auf Sommer umstellten oder wie ich die kleinen Monster aus der Schule abholte. Daher verabschiede ich mich für heute und hoffe sehr, dass wir uns am Sonntag wieder lesen.

LifeTiccer

2 Kommentare:

  1. Hallo, einen schönen guten Tag,

    ich habe gehofft, über diesen Blog zu erfahren, wann sich die "Hessenticser" wieder treffen.
    Vielleicht können Sie es ja noch im Blog veröffentlichen.
    Wäre sehr schön.

    Vielen Dank

    AntwortenLöschen
  2. Guten Tag,

    Das nächste Treffen findet am 17.5 um 14:00 Uhr in Frankfurt a.m. Am Merianplatz statt.

    Wir treffen uns in dem Gebäude der christuskirche.

    AntwortenLöschen

Erzähl mir, was dir dazu einfällt...