Montag, 29. September 2014

Ein Tag mit Überraschungen

Tag 6

Die Nacht überspringe ich heute, da sie ruhig war und ich gut schlafen konnte. Der Morgen fing sehr plötzlich an. Ich war gerade dabei mich aus meinem Deckenkokon zu schälen, da stand schon ein Arzt im Zimmer. Nach einem ausgiebigen 1Minutengespräch, konnte ich mich fertig entpuppen.
Als ich mich dazu aufrappeln konnte ins Bad zu gehen, war ich noch sehr müde. Ich komme aus dem Bad, die Tics inzwischen auch wach, suche ich mein Medikament. Es war nicht an seinem Platz. Ich schaute in alle Schubladen, in der Jacke und der Hose von gestern, nirgends war das Medikament. Ich bin sogar unter das Bett gekrochen, aber auch nichts. Ganz hektisch lief ich zu den Schwestern. Und dort an der Anmeldung saß die Schwester mit dem Medikament. Sie wollte nur neu bestellen. Beruhigt ging ich zurück in mein Zimmer. Nach dem Frühstück machte ich einen langen Spaziergang, zwischenzeitlich hatte ich zwar keine Ahnung mehr, wo ich bin, aber ich bin irgendwann wieder auf Station angekommen. Als ich eine Straße überquerte, hielt ein Auto extra an, um mich vorbei zu lassen. Da ich nicht einfach so über die Straße laufe, sondern am Bordstein einen Ausfallschritt mache, hat es sich für den Autofahrer wirklich gelohnt. Ich konnte ihn trotz geschlossenen Fenstern lachen hören. :) 
Wieder zurück im Zimmer bekam ich ein Paket, ich war ganz verdutzt. Ein Paket, für mich, ins Krankenhaus? Aber als ich den Absender sah, gab es bei mir einen kleinen AH- Moment. Total aufgeregt habe ich dann natürlich, das sehr gut verklebte Paket nicht aufbekommen. Dreimal durchatmen und dann nochmal. Das Paket ist offen, drin ein toller Brief, ein Glücksbringer und eine Steintafel mit einem Spruch, es lässt sich schlecht erklären, aber es ist total toll. Und hat einen Ehrenplatz auf meiner Fensterbank. :) 
Anschließend musste ich natürlich der Irrenhaushauptzentrale davon berichten. Wir skypten eine ganze Zeit zwischenzeitlich kam sogar das Mittagessen. Nudeln mit Tomatensoße. Ich mag dieses Essen nicht so gern, aber mein kleiner Bruder, der Provokateur, liebt es. Also wurde der Touretter kurzer Hand zum Provokateur und aß die Nudeln vor der Kamera. 
Als wir auflegten war Visite. Dort habe ich erfahren, dass die OP erst am Donnerstag stattfindet. Es ist zwar nicht so schön hier zu warten, jedoch geht es mir hier nicht schlecht und den einen Tag mehr bekomme ich auch noch um. 
Zur Beschäftigung habe ich danach, diese Loom Bänder nach Farben sortiert, dies dauerte so lang, dass ich nicht mehr dazu kam anzufangen, aber morgen ist auch noch ein Tag. Mitten in meiner Arbeit, klingelte mein Handy. Ein Überraschungsanrufer! Ich war so baff, dass ich keinen sinnvollen Satz sagte, das machte aber überhaupt nichts. Wir unterhielten uns und ich stellte fest, hey er kocht auch nur mit Wasser. ;) 
Nachdem Abendessen, ging ich noch eine kleine Runde spazieren. Auf dem Weg, war eine Familie mit einem etwa 3 Jahre alten Sohn. Dieser wagte es tatsächlich mit meinem Kobold anzulegen. Zuerst starrte er mich nur an und lief gegen ein Schild, dann fing er an mich anzuknurren.Aber als er Antwort bekam, lief er ganz erschrocken zu seinem Papa und die Mama konnte vor lachen nicht mehr weiter laufen.
Wieder auf Station fragte ich, ob mein Medikament angekommen sei. Die Antwort, leider nicht. Für heute ist es kein Problem, nur hoffe ich, es ist morgen ganz früh da.
So das war es für heute, eigentlich gab es recht viel zu erzählen.



LifeTiccer


Ein schöner Abschluss für den Tag

Tag 5

Heute beginne ich den Tag mit dem gestrigen Abend. Nach der ganzen Anstrengung gestern, war ich nicht ausgelastet. Immer wenn es so ist, meint der kleine Kobold im Bett nochmal aufdrehen zu müssen, so auch gestern. Und weil ich meinte, nicht Bescheid sagen zu müssen, habe ich jetzt einen blauen Fleck am Arm, von den Schutzgittern. *selbst Schuld* Als ich es jedoch schaffte einzuschlafen, konnte ich ganz gut schlafen.
Am Morgen nach dem Frühstück, war ich draußen spazieren. Ich habe eine ganz tolle Stelle gefunden, dort kann ich mich richtig laut austicen. Und wenn ich dann wieder auf die Station gehe gelingt es mir ohne große Anstrengung die meiste Zeit in Zimmerlautstärke zu ticen. Jetzt beschwert sich zum Glück niemand mehr, dennoch fühle ich mich besser, wenn ich auf Station nicht so laut bin. Viel Zeit des Tages habe ich heute wieder mit skypen verbracht. Dadurch, dass hier nicht so viel passiert, hatte ich heute etwas Heimweh, aber jetzt geht es schon wieder. 
Nach dem Mittagessen ( irgendwie sind meine Anhaltspunkte immer die Mahlzeiten:D) ging ich wieder nach draußen. Das Wetter heute ist so gut, die Sonne scheint die gesamte Zeit, dies musste ich nutzen. Ich war sehr lange draußen und als ich gerade auf dem Weg in mein Zimmer war, bekam ich eine Nachricht. Besuch!!! 
Im Zimmer angekommen warteten schon Frau Dr. Bokemeyer und ihr Sohn Tim. Frau Bokemeyer, war die erste Ärztin in der MHH und stellte auch vor fast einem Jahr die Diagnose. Ich habe mich sehr gefreut, dass die Beiden mich besuchten. In den Tagen im Krankenhaus sind meine Zwänge ausgeprägter, als die meiste Zeit zu Hause, doch hier fällt es niemandem auf. Aber als ich die beiden noch zum Auto brachte, fiel es schon direkt bei den Fahrstühlen auf. Ich 'kann' nicht auf eine Fuge zwischen den Fliesen treten und auch nicht einfach ganz normal drüber steigen. Wenn man sich damit nicht auskennt, fällt es nicht so sehr auf, aber Frau Bokemeyer fiel es natürlich sofort auf. Im Aufzug, stiegen ganz viele Leute dazu, eigentlich war er zu voll. Ab da habe ich im Aufzug nicht getict. Nur von dieser kurzen Zeit, hatte ich einen starken Druck in mir. Also habe ich meine Gäste zum Auto begleitet und bin schnell in mein Zimmer gelaufen. Dort habe ich die Dusche angestellt und mich davor gesetzt, dadurch wurde der Druck weniger. Für mich war der Besuch ein guter Abschluss des Tages, jetzt kann ich zufrieden schlafen. :)
Heute Morgen gefiel mir der Tag überhaupt nicht, nun bin ich zufrieden mit dem Tag. Nicht immer kann ganz viel passieren, auch wenn ich das gern so hätte. Und ich hoffe heute, war ich genug unterwegs, sodass ich keine Probleme mit dem Einschlafen habe, sonst sollte ich mir für morgen überlegen einen Marathon zu laufen. ;)

Genuss des Lebens ist die Zeit,
doch wann ist man dazu bereit?
Ein bisschen Zeit sich selbst zu geben,
damit man kannst zufrieden Leben.
Ein bisschen Zeit sich selbst zu lassen,
um neue Ziele zu erfassen.


LifeTiccer

Samstag, 27. September 2014

Nichts passiert...

Tag 4

Heute gibt es nicht viel zu berichten. Es ist Wochenende und da passiert hier nicht so viel. 
Morgens habe ich einen Spaziergang gemacht, der tat mir richtig gut. Nach dem Spaziergang habe ich mit der Hauptzentrale geskypt. Mir fällt diesmal auch wirklich nichts ein, was den Bericht aufregend gestalten könnte. Doch eine positive Nachricht gibt es. Gestern viel es mir sehr schwer die Tics im Kopfbereich umzuleiten, heute klappt es schon wieder viel viel besser. Mittags habe ich DVD geschaut. Zwischendurch gab es Mittagessen, eine Nudelsuppe mit Hähnchen. Das Essen hier ist wirklich gut, da kann ich mich nicht beschweren. Nach dem Essen habe ich weiter DVD geschaut, es ist wirklich nichts besonderes passiert. Gegen fünf habe ich, wieder mit einem Teil der Zweigstelle geskypt, da gab es natürlich wieder viel zu lachen. Heute Abend werde ich noch duschen und dann gehe ich schlafen, von der ganzen Anstrengung heute bin ich total müde. ;) 



Da mein Eintrag heute so langweilig ist hier noch eine Top 10 der schlechtesten Witze. 

1.Was sitzt auf einem Baum und schreit "Aha"? - Ein Uhu mit Sprachfehler.

2."Fallen zwei Schokoladen die Treppe runter. Sagt die eine: 'Oh Mann, ich hab' mir sämtliche Rippen gebrochen.' Meint die andere: 'Was soll ich erst sagen, ich bin voll auf die Nüsse gefallen.'"

 3."Warum steht ein Pils im Wald? - Weil die Tannen zapfen."

4. Was sagt ein Krokodil, nachdem es einen Clown aufgefressen hat? - "Schmeckt irgendwie komisch."

5. Kommt 'ne schwangere Frau zum Bäcker: "Ich bekomm' ein Graubrot." Antwortet der Bäcker: "Na, da wird sich Ihr Mann aber wundern." 

6.Fliegt ein Kuckuck über den Atlantik, taucht ein Hai unter ihm auf. Sagt der Kuckuck: "Hai!". Sagt der Hai: "Kuckuck!" 

7.Was fliegt durch die Luft und macht Mus Mus? Eine Biene im Rückwärtsgang! 

8.Stehen 2 Kühe auf der Weide. Sagt die eine zur anderen: "Muh". Sagt die andere: "Mist, das wollte ich auch gerade sagen". 

9.Was verlangt ein Sachse in England, wenn er einen Weihnachtsbaum kaufen will? "Ä Dännsch'n please!" 

10.Zwei Typen gehen durch die Wüste. Fragt der eine: "Warum trägst du eigentlich ständig eine Autotür mit dir rum ? ". "Ist doch klar. Wenn es mir zu warm wird kurbel ich das Fenster runter."




Freitag, 26. September 2014

Der Tag des Skypen

Tag 4

Heute ist der vierte Tag oder wie er für mich in die Geschichte geht, 'der Tag des Skypen'.
Das erklärt auch schon ungefähr fast alles, was ich heute gemacht habe. 
Ich bin aufgestanden, habe mich gestylt und dann mit der Irrenhaushauptzentrale geskypt. Danach war ich kurz in meinem Zimmer und habe den Blogeintrag von gestern erweitert. Dann skypte ich mit einem Teil der Zeigstelle. Und wie es da so üblich ist, dauerte das Gespräch eine volle Akkulaufzeit. Aber die Zeit war es für mich total wert. :) 
Gerade aufgelegt, erzählt mir eine Schwester, ich bekomme heute ein Einzelzimmer. Hey super, endlich ein Rückzugsort. Wieder im Zimmer schrieb ich mit dem Überraschungsgast von Mittwoch. Kurze Zeit später, war sie da. Ein richtig lustiger Mittag, bei dem ich eine Menge gelernt habe. ;) 
Nach dem Besuch ging ich wieder auf Station und mein neues Zimmer war schon bereit. Endlich konnte ich meine Koffer auspacken und ankommen. Als die Kofferausgepackt waren, habe ich mich einfach mal ein bisschen mit DVD schauen beschäftigt. Leider ist es heute so, dass ich es nicht schaffe, die Tics, die ich umleiten soll (auf den Kopf und den Brustkorb schlagen), nicht umleiten kann. Aber ich bin mir sicher, dass ich es bis Mittwoch, Tag der OP, wieder schaffe. 
Nach dem Abendessen, dass ich endlich ganz entspannt und so wie ich kann essen konnte, habe ich wieder mit der Irrenhaushauptzentrale geskypt. Und allen gute Nacht gewünscht. 
Vor dem Skypen mit der Irrenhaushauptzentrale, habe ich nach einer neuen Packung meiner Medikamente gefragt. Und dann habe ich aber vergessen nochmal nachzufragen. Also bin ich nach dem Skypen, in einen Ticanfall gerutscht. Ich ging zu den Pflegern um nach dem Medikament zu fragen, aber als sie mich sahen, wussten sie sofort, was ich brauchte. Also nahm ich meine Medikamente ging wieder ins Zimmer und machte die Dusche an, so gelang es mir nach kurzer Zeit wieder runter zu kommen. 
Und danach ging auch schon der Skype-Marathon weiter. Nach anfänglichen Schwierigkeiten funktionierte es dann ganz gut und war ein super Abschluss für den Tag. 

Ja und jetzt, nach meiner Erzählung ist es vielleicht auch verständlich, warum ich heute etwas später bin. :) 

Miss dass Leben nicht in Tagen,
sondern in Momenten die rausragen.

LifeTiccer

Donnerstag, 25. September 2014

Tag 3

Tag 3

Hallo an alle :)

Das MRT hat erst nach 13:00 Uhr stattgefunden, dementsprechend müde bin ich noch von der Vollnarkose. Aber alles ist gut gelaufen und ich bin soweit wieder fit, nur für einen ausführlichen Bericht reicht es heute nicht mehr. Nur soviel nach dem MRT bekam ich ein neues Zimmer, ein Doppelzimmer. Die Dame auf meinem Zimmer scheint aber sehr nett zu sein. Also hat es etwas gebracht, dass Beste zu hoffen :)
Doch das war noch nicht alles, gerade im Zimmer angekommen, klopft es schon an der Tür. Besuch!!! Mit diesem Besuch habe ich überhaupt nicht gerechnet, umsomehr habe ich mich gefreut. 
Leider konnte ich mich nicht wirklich schick machen, so musste ich meine Gäste erst einmal im OP-Outfit begrüßen. Nochmals vielen vielen Dank an euch beide für den Besuch heute. 

Und morgen, werde ich diesen Eintrag noch ergänzen....

Fortsetzung folgt

 Tag 3 2.0


Wie gesern angekündigt erweitere ich diesen Bericht noch etwas. 
Ich fange wieder bei der Nacht an. Diese nacht war nicht ganz so gut wie die erste Nacht. Das Bett ist viel kleiner als meins zu Hause und abends und nachts habe ich immer wieder motorische Tics. Das war diese Nacht auch so. Irgendwann schlug die Nachtschwester vor, das Bett ganz runter zu fahren, sodass ich nicht so tief falle, wenn ich aus dem Bett falle. Jetzt sind zwar Löcher im Boden aber ich bin nicht rausgefallen. ;) 
Ab Mitterncht durfte ich nichts mehr essen und ab 4:00 morgens nicht mehr trinken. Das Essen war kein Problem aber durst hatte ich schon. Da ich so aufgeregt vor der Narkose war, kam auch mein aller liebster Tic. :/  Der Würgetic, mir war schon sehr übel, doch dann gab mir ein Pfleger eine Lutschtablette gegen die Übelkeit. Also die brauche ich unbedingt für zu Hause, mir war nicht mehr übel, auch wenn der Tic kam. 
Ich musste, wie oben schon erwähnt bis nach 13:00 Uhr auf das MRT warten, aber dann ging es los. Im Zimmer sollte ich OP. KLeidung anziehen. Das Hemdchen war kein Problem, doch die super heiße Unterhose habe ich anfangs für einen Mundschutz gehalten. Zum Glück hat mir eine Schwester, dann erklärt, was der Mundschutz wirklich ist. Es hätte, glaube ich, komisch ausgesehen mit einer Unterhose vor dem Mund.Ich nahm noch einen Beruhigungssaft und dann wurde ich zum MRT gefahren. Der kleine Kobold im Kopf hat sich von dem Saft nicht wirklich beeindrucken lassen. Doch als ich für das MRT vorbereitet wurde, also die Narkose bekam, war ich sehr sehr schnell weg. Es war sehr beruhigend für mich, dass die Ärzte mir immer genau gesagt haben, was sie machen. 
So gegen 16:00 Uhr wurde ich wieder wach, erst einmal mit einem Hustenanfall. Als der Pfleger mir Wasser reichte, habe ich das auf einen Zug ausgetrunken und gleich nach einem zweiten Becher gefragt. Ich musste versprechen mich davon nicht zu übergeben und dann hat der Pfleger mir noch etwas gegeben. Ich war recht schnell wieder klar im Kopf auch wenn, meine Tics vor mir wieder da waren. Ich war keine 10 Minuten im Zimmer, da klopfte es schon an der Tür und ich bekam Besuch. 
Noch im OP- Hemdchen empfang ich meine Gäste. Ich habe mich wirklich sehr gefreut, auch wenn wir uns vorher nur über ein paar Nachrichten kannten, war es so als würden wir uns schon lange kennen. Als das Gefühl in meinen Beinen wieder da war, zog ich mich um und wir gingen etwas spazieren. Ich glaube, es war perfekt direkt nach dem Aufwachen besucht zu werden, so bin ich schnell wieder aufgestanden und der Kreislauf kam in Schwung. Nachdem die Beiden gegangen sind, bin ich auf mein Zimmer, immernoch waren meine Tics sehr leise und wenig. Auf dem Zimmer habe ich erstmal etwas gegessen, das erste Mal an dem Tag. In dem neuen Zimmer ist es viel besser, meine Zimmergenossin ist sehr nett und beschwert sich überhaupt nicht. Es ist so erleichternd für mich, so kann ich auch mal zur Ruhe kommen. Mein fazit für den 3.Tag: Nach langem Warten, ar es trotzdem ein guter Tag und ich bin zufieden ins Bett gefallen. 

Jetzt bin ich wach am frühen Morgen und hab schon wieder lauter Sorgen! 
Wo krieg ich jetzt nen Spruch schnell her, um Euch zu sagen: Ich danke Euch sehr?


LifeTiccer

Mittwoch, 24. September 2014

Spontan Besuch rettete mich vor dem Mittagstief

Tag 2

Ich beginne den Bericht des zweiten Tages mit der Nacht des ersten Tages. Ich befürchtete eine lange Nacht, aber durch die Anstrengung des Tages bin ich nach dem duschen nur noch ins Bett gefallen.
Auch die Schlafgeräusche meiner Mitbewohner auf Zeit erinnerten mich so an zu Hause, dass ich gut einschlafen konnte. Am Morgen die Ticreduzierte Zeit habe ich, wie immer zum 'stylen' genutzt. Bereit für den Tag ging es um neun auch schon zum ersten Termin. Der Termin lief super und am Ende wurde sogar noch ein Video gemacht, ich hätte mich mal wirklich stylen sollen. Wer mich kennt, weiß ich mag es nicht fotografiert oder gefilmt zu werden. Aber als der kleine Kobold hörte, es gibt ein Video nur über ihn, drehte er nochmal etwas auf. 
Nach dem Termin ging ich etwas im Klinikpark spazieren, doch da klingelte schon mein Handy, der nächste Termin. An der Anmeldung zur MRT-Aufklärung bekam ich einfach nicht meinen Namen raus, bis die Schwester sagte sie weiß schon Bescheid. Ich nahm im Wartebereich platz, dort war auch eine Mutter mit ihrem etwa 10 Jahre alten Sohn. Nicht mal eine Minute saß ich da, trotzdem konnte sie sich eine Bemerkung nicht verkneifen. Egal, dafür kam ich schnell dran. Und weil der Patientenstuhl eine sehr bewegliche Rückenlehne hatte, durfte ich sogar auf dem Arztstuhl sitzen. 
Die Aufklärung ging schnell. Zurück im Zimmer hatte ich ein leichtes Mittagstief, also blieb ich im Zimmer. Als meine Zimmernachbarn gestern nach dem Duschen feststellten, dass ich überhaupt kein Monster bin, konnte sich eine der beiden Damen heute schon zu einem Pläuschchen durchringen, nach Hilfe fragen mich beide und eine der beiden sagte mir, ich sei ein Schatz. *rotwerd*
Während meines Mittagtief schrieb mir eine, wie sich im Nachhinein rausstellte sehr sympatische Frau an. Spontan verabredeten wir uns. Unser Treffen störte nur kurz ein Anästhesist, der auch sehr freundlich war. Er klärte mich über die Narkose für das MRT auf. Aber war das gut oder schlecht? Natürlich muss er mich aufklären, doch als ich noch nicht wusste as passieren kann war ich etwas lockerer. Klar morgen gibt es nur eine kurze Narkose aber bei der OP wird sie etwas länger.
Nach der Aufklärung sind wir noch rausgegangen, so ging der Tag wirklich schnell vorbei und ich hatte keine Langeweile. Gerade habe ich noch etwas gegessen, ab Mitternacht gibt es schließlich nichts mehr. Jetzt bin ich wirklich kaputt von dem Tag und werde mich gleich aufs Ohr hauen. 
Euch wünsche ich auch eine gute Nacht und träumt was schönes. 

Schlaft recht gut und träumt auch süß
und macht ins Bettchen kein Gemüs'.  S.H.


LifeTiccer


Dienstag, 23. September 2014

Liebes Tagebuch

Ab heute habe ich mir überlegt, eine Art Tagebuch zu schreiben. Also dann fange ich mal an.

Tag 1


Liebes Tagebuch,  nein Quatsch so ganz, wie ein Tagebuch wird es dann doch nicht. :)

Ich fange mal an, wo auch der Tag begann.
Heute Morgen um 4:00 Uhr klingelt mein Wecker. Erstmal habe ich in überhört, aber als Adel Tawil mir seine Lieder ins Ohr schrie war ich wach. Unglaublich aufgeregt habe ich noch das Handgepäck fertig gemacht, immernoch mit dem Gefühl etwas Wichtiges vergessen zu haben.
Um halb fünf war ich dann bereit um mein Zimmer zu verlassen und ich habe mich ins Wohnzimmer begeben. Mama und Papa warteten schon auf mich. Noch die Medikamente einpacken und von den Anderen verabschieden und los geht die Fahrt. Ich war sehr müde und immer wenn ich müde bin habe ich nah am Wasser gebaut und dann auch noch die Verabschiedung vom Beschützer, er war nicht leicht. Gerade als ich mich entschloss mich mal etwas auf die Zeit zu freuen, fiel mir ein... Ich habe etwas ganz Wichtiges vergessen, meinen Geldbeutel mit allem was dazu gehört. Also mussten wir nach 100 km wieder zurück. Eigentlich habe ich damit gerechnet, dass Mama und Papa sauer sind, aber sie waren ganz ruhig. Das war noch gruseliger. :)
Nach einer Stunde haben waren wir wieder am selben Ort, wie vorhin. Wir konnten weiterfahren, niemandem ist noch etwas eingefallen was fehlte. Die Fahrt war dann recht unaufregend, der Kämpfer war immer wieder mit der Technik am kämpfen und der Fachmann hat es dann gerichtet. Dem Fachmann gelang es sogar die verlorene Zeit aufzuholen. Es war sogar genug Zeit für 2 kleine Pausen. In Hannover angekommen meldete sich mein für mich unangenehmster Tic zu Wort. Ein Würge-Tic und bei Aufregung wird er so stark, dass ich mich übergeben muss. Immer auf dem Weg von den Parkplätzen zum Eingang muss ich mich an den Stützpfeiler übergeben, so auch heute.
Es scheint mir fast ein Ritual zu sein und mein Papa findet es irgendwie lustig. :)
Zur Patientenanmeldung. Ein Vorteil hat Tourette ja schon, man muss nicht lange warten und kommt schnell ran. Als ich auf Station ankam, musste ich noch sehr lang auf ein Zimmer warten. Also haben wir erstmal gefrühstückt und gegen halb 2 bekam ich ein Zimmer. Ein 3-Bettzimmer, die Damen auf meinem Zimmer sind sehr erfreut von mir. ;)
Gegen 15:00 Uhr kamen dann auch die Ärzte. Ich bekam Blutabgenommen, leider bin ich da immer sehr geizig und habe es dem Arzt sehr schwer gemacht, anschließend war auch der Operateur da. Er hat mir einen ungefähren Plan für die nächsten Tage genannt. Die OP wird Anfang nächter Woche stattfinden und vorher stehen ein paar Untersuchungen an. Nach dem Arztbesuch, bin ich etwas im Klinikpark spazieren gegangen, dieser ist wirklich sehr sehr schön und so ruhig. Jetzt ist es 17:00 Uhr. Es passiert nichts mehr aber das ist auch gut so. Nur noch Abendessen, duschen und dann schlafe ich hoffentlich schnell ein. :)

Heute steht mir nicht der Kopf nach reimen,
also möge die Sonne für euch scheinen :)

LifeTiccer

Montag, 22. September 2014

Momentaufnahme

Heute, so kurz vor Aufbruch, gibt es einen kleinen Einblick, was zur Zeit in der Irrenhaushauptzentrale los ist.
Die meisten Bewohner verhalten sich ganz unauffällig, doch ein paar tanzen aus der Reihe.
Der Provokateur zum Beispiel, trauert bereits jetzt um den Nintendo DS. Er hatte heute schon einen kleinen Wutanfall, weil ich den DS schon eingepackt hatte. Und der Kämpfer ist auch etwas aufgeregt zumindest, sagt er alles doppelt und ich glaube er hat es nicht mal gemerkt. ;)
Doch am meisten trifft es den Beschützer. Bereits seit Tagen trauert er, selbst ein eigens für diesen Anlass eingerichteter Tag 'der Renchentag', konnte keine Linderung verschaffen. Übrigens beim nächsten mal bin ich klüger...Es gibt keinen ganzen Tag mehr, sondern nur noch einen Mittag, dass hält keiner aus. :D
Aber auch der Touretter selbst, wird zunehmend nervöser. Die Koffer sind nun vollständig gepackt, oder auch nicht. Wie es mit Sicherheit die Meisten kennen, habe ich das Gefühl etwas wichtiges vergessen zu haben.
In den letzten Tagen bekam ich zum Glück sehr viel Besuch, sodass ich mir nicht zu viele Gedanken machen konnte. Aber trotzdem denke ich, diese Nacht wird recht kurz. Dies liegt nicht allein an der Aufregung, sondern weil wir schon um 5:00 Uhr früh losfahren.

Mehr gibt es heute nicht zu erzählen,
aber all meine Freunde und Familie werden mir fehlen.
Aber hier könnt ihr weiter auf mich zählen.

LifeTiccer

Tici ist neu

Für heute habe ich mir eine kleine Geschichte überlegt.

Tici ist neu

Tici ist 7 Jahre alt und heute ist ein aufregender Tag für ihn, er zieht um.
Sein Papa hat eine neue Arbeitsstelle, aber die ist sehr sehr weit entfernt. Tici und seine Familie ziehen von dem Planten Tourettun auf die Erde. Er ist schon sehr aufgeregt und er hat die ganze Nacht kein Auge zu gemacht. Nach einer ganz langen Reise, kommen sie endlich auf der Erde an. 
Am nächsten Morgen ist Ticis erster Schultag auf der neuen Schule. Irgendwie schauen ihn die anderen Kinder alle an und er sagt es auch seiner Mama. Aber sie antwortet 'Natürlich schauen alle, sie wollen doch wissen wer der tolle neue Junge ist.' Beruhigt von den Worten seiner Mama, verabschiedet er sich schnell und geht in seine neue Klasse. Zuerst stellt die Lehrerin den anderen Kindern ihren neuen Mitschüler vor, aber immer wieder hört sie auf zu sprechen, weil Tici Geräusche macht und die anderen Kinder darüber lachen. Auch als die Lehrerin erklärt, dass Tici von weit her kommt und dies einfach nur eine andere Sprache sei, können die Kinder nicht aufhören zu lachen. Tici versteht nicht so recht, warum alle lachen, er ist doch ganz normal. Traurig setzt er sich in die letzte Reihe. Den ganzen Tag können sich die Kinder nicht an ihren neuen Mitschüler gewöhnen, sie finden ihn komisch und lachen ihn aus. Als es endlich klingelt und die Schule vorbei ist, geht Tici ganz schnell nach Hause. 
Zu Hause angekommen, warten Ticis Eltern schon gespannt auf ihren Sohn, um zu erfahren, wie der erste Schultag war. 'Blöd', sagt Tici traurig, 'Alle Kinder lachen über mich und niemand ist so wie ich. Ich bin ganz allein und in die Schule gehe ich nie wieder.' Ticis Eltern schauen sich mit einem 'WirHabenEsGeahnt-Blick' an und seine Mama beginnt mit ruhiger Stimme zu sprechen 'Tici, mein Schatz, ich kann verstehen, dass du jetzt sehr traurig bist. Aber kannst du dir vorstellen, dass wir zusammen morgen in die Schule gehen und den Kindern einmal genau erklären woher wir kommen und alle Fragen beantworten?' Tici zögert aber stimmt dann zu.
Am nächsten Tag in der Schule ist Tici sehr sehr aufgeregt und er ist froh, dass seine Mama bei ihm ist. Die Klassenlehrerin erzählt den anderen Kindern, warum Ticis Mama heute auch da ist und dann gibt sie das Wort weiter. Ticis Mama beginnt den Kindern zu erzählen, dass Tici erst vor kurzer Zeit hier her gezogen ist und vorher auf dem Planeten Tourettun lebte. Dort sei es ganz normal, Geräusche und seltsame Bewegungen zu machen. Sie sagt auch, dass es den Kindern hier bestimmt auch nicht gefallen würde, wenn sie auf einen fremden Planeten ziehen würden und sie alle auslachen, nur weil sie keine Geräusche machen oder weil sie nicht blau sind oder sie haben keine spitzen Ohren oder oder oder. Die Kinder verstanden, was ihnen Ticis Mama damit sagen möchte und Jannick, ein Mitschüler von Tici, fragt sofort ' Kannst du mir, denn auch mal etwas beibringen?' Und Lara gleich darauf 'Und bist du böse, wenn wir manchmal lachen müssen?' Plötzlich fangen alle Kinder an Fragen zu stellen. 'Stop, Stop, Stop', ruft die Klassenlehrerin, ' So viele Fragen kann euch Tici nicht auf einmal beantworten. Ich schlage vor wir setzen und alle zusammen hin und Tici erzählt uns einfach mal etwas von sich.' Tici strahlt von einem Ohr zum anderen und immer wenn er sich freut macht er ein Geräusch, dass ähnlich wie ein Schluckauf klingt. Die Kinder lachen wieder, aber diesmal ist es anders.Sie lachen mit ihm und Tici macht es nichts aus. Die Lehrerin sagt, sie sollen einen Sitzkreis bilden. Tici setzte sich einfach hin und gleich darauf fangen alle Kinder an zu rufen 'Ich will neben Tici sitzen!' Eigentlich mag Tici es nicht, wenn sich alles um hin dreht, aber als er angefangen hat zu erzählen und die Kinder ihm ganz gespannt zugehört haben, wurden auch seine komischen Geräusche und Bewegungen weniger. Er fühlt sich einfach tol. Ticis Mama steht noch eine Weile ganz ruhig in der Ecke und schaut sich die Kinder an. Sie sieht ganz zufrieden aus und dann geht sie leise aus der Klasse. Tici berkt nicht einmal, wie seine Mama geht. 
Als Tici an diesem Tag nach Hause geht, hat er sich nicht beeilt und er ist auch nicht allein. Zu Hause angekommen, erzählt er ganz viel von der Schule und seinen neuen Freunden. Am nächsten Tag geht er wieder ganz fröhlich in die Schule. Auch, wenn er länger braucht alles zu lernen, weil es für ihn eine neue Sprache ist, in die Schule geht er immer wieder gern.



-Ende-


Diese Geschichte habe ich mir überlegt, da ich eine Ausbildung zur Sozialassistentin begonnen hatte und als ich damals Tics bekam, war ich gerade in einem Praktikum im Kindergarten. Damals konnte ich den Kindern nicht genau erklären, warum ich diese Dinge tue. Um das nächste Mal besser vorbereitet zu sein, habe ich mir diese Geschichte überlegt. 


Lerne ich Menschen kennen, sind sie fasziniert von meiner Art. Sehe ich sie öfter, haben sie Angst vor dem Anderssein.
© Damaris Wieser (*1977), deutsche Lyrikerin und Dichterin


LifeTiccer

Samstag, 20. September 2014

Ist Tourette gefährlich

Heute stelle ich die Frage 'Ist Tourette gefährlich?' Darauf gibt es von mir, über mein Tourette-Syndrom, ein klares Jaein. Diese Frage kann nur jeder Touretter für sich selbst beantworten.
Aber ich habe jetzt schon mit Einigen, darüber gesprochen und die meisten sagten 'Mein Tourette-Syndrom kennt seine Grenzen.' Diesem Satz kann ich vollkommen zustimmen.
Bei mir ist es so, dass mein kleiner Kobold nur zu weit geht, wenn ich vorher meine eigene Grenze überschritten habe. Wenn ich z.B. in einem Laden meinen kleinen Kobold nicht rauslasse, ist er nach einer Zeit zu tiefst gekränkt und wenn ich dann noch länger warte fängt er an wie wild zu fluchen und sich aufzuregen wie ein HB-Männchen. Und gerade bei diesen Ausbrüchen überschreitet mein Tourette seine Grenze, dann kann es gefährlich für mich werden. Aber für andere wird es niemals gefährlich, diese Abmachung konnte ich mit dem kleinen Kobold treffen. ;)
Manchmal passiert es mir jedoch, dass sich Zwang und Tic vermischen oder ich habe autoaggressive Tics. Bei diesen Arten von Tics, kann es passieren, dass mein Tourette zu weit geht. Dann schlage ich gegen Wände oder haue den Kopf gegen die Wand. Und der häufigste dieser autoaggressiven Tics ist ein kräftiges auf den Tisch schlagen mit der linken Hand. Bei diesem Tic kann ich erst aufhören, wenn es weh getan hat, vorher stellt sich kein aushaltbares Gefühl ein. Wegen diesem Tic war ich auch bereits im Krankenhaus, da mein Handgelenk anfangs ganz blau war und wirklich schmerzte. Im Krankenhaus wurde ich geröntgt, es war nichts gebrochen. Zum Glück!? Eigentlich wäre es für mich besser gewesen, dass es gebrochen wäre. Warum? Ganz einfach, so sollte ich einen Salbenverband bekommen, dieser hätte aber überhaupt nichts gebracht, da ich so immernoch Schmerz hätte spüren können und nur öfter drauf schlagen müsste. Dies berichtete ich auch dem Arzt, aber er wollte sich auch auf nichts anderes einlassen. Ich bekam also keinen Verband und einen Arztbericht in dem vermerkt war ' Patientin leidet unter Toret Syndrom'. Ich denke mehr brauche ich dazu nicht zu sagen. Aber es gibt auch genau das andere Extrem. Auch wieder eine ziemlich blöde Tic-Zwang Vermischung. Ich beiße mir bei zu großem Stress die Lippe auf. Nicht nur ein bisschen sondern ein ganzes Stück. Deswegen war ich bereits 3 mal im Krankenhaus. Und immer hatte ich das Glück die selbe Ärztin zu haben. Diese Frau ist einfach ganz locker mit mir umgegangen. Sie begann meine Lippe nach einem kurzen Briefing zu nähen, wir machten ab, dass ich ihr Bescheid sage, wenn ich nicht mehr stillhalten kann. Ganz schnell waren wir fertig und nach einem High Five hat sie mich entlassen.Meine Lippe sah aus...Botox in den Lippen wäre überflüssig gewesen.
Aber zum Glück passieren mir solche Verletzungen nicht so häufig.
Und eigentlich komme ich als Betroffene auch gut mit diesen 'gefährlichen' Tics klar, schlimmer ist es, glaube ich, für die Angehörigen, die es sehen müssen. Einfach diese Vorstellung, wenn sie sich jetzt schon 15mal mit voller Kraft in den Bauch geschlagen hätten, würde es ihnen ziemlich weh tun, diese Vorstellung stelle ich mir schwer vor. Für mich ist es ein Tic wie jeder andere auch. Klar am Anfang, wenn der Tic neu ist, tut es schon weh, aber mit der Zeit lernt man Muskeln anzuspannen, damit z.B. Schläge in den Bauch nicht weh tun. Also ich bin eigentlich froh, dass ich betroffen bin und nicht ein Angehöriger, so muss ich die ganzen Faxen nicht sehen.


Heute gibt es zum Abschied keinen Reim.
Nein, ich bin mir dafür nicht zu fein und mir fällt auch einer ein,
nur meine kleine Schwester (6 Jahre) sagte etwas, dass möchte ich mit euch teil'n. :)
( Der war schlecht, ich weiß.:D)

Ich fragte sie 'Ist Tourette gefährlich?' Und sie antwortete lächelnd: 'Nein, nicht gefährlich nur manchmal nervig.Und weißt du auch warum? Weil es laut ist und anstrengend aussieht.'


LifeTiccer


Freitag, 19. September 2014

Die Wölkchenschuhe

Heute gehe ich noch einmal an den Anfang, um genau zu sein an den Tag, als ich meine Diagnose bekam. Die Idee zu dem Thema habe ich schon länger im Kopf, schließlich hat es da angefangen und jetzt stehe ich hoffentlich vor dem Schritt, der alles verändern soll. 
Der Tag der Diagnose ist nichtmal ein Jahr her und trotzdem hat sich seitdem mein Leben komplett verändert. Von einem 'normalen' Leben, mit dem Fokus auf die Ausbildung zu einem völlig anderen, nicht schlechteren, Leben. 
An diesem Tag bin ich gemeinsam mit meiner Mama mit dem Zug nach Hannover gefahren. Zu diesem Zeitpunkt waren die 3 Stunden Zugfahrt, eigentlich kein großes Problem, es waren zwar einige Tics da, aber nicht durchgehen und auch nicht so laut. Wenn ich überlege, heute für 3 Stunden in einem vollen Zugabteil sitzen zu müssen... Ich glaube, ich könnte keinem Fahrgast einen Vorwurf machen, wenn er nicht ganz nett reagieren würde, aber meine größte Sorge wäre, wie ich ein neues Zugabteil finanzieren sollte. ;) In Situationen, in denen ich nicht weg kann, mich nicht austicen kann, werden die Tics zerstörisch gegen mich und meine Umgebung.
Aber an diesem Tag ging alles gut, die Fahrt war sogar sehr angenehm, nicht so eng, wie im Auto. 
Vom Bahnhof aus sind wir dann mit einem Taxi in die MHH gefahren. Der Taxi- Fahrer ist ziemlich schnell gefahren. Eigentlich ist das auch kein Problem, aber immer wenn jemand schnell mit dem Auto um eine Kurve fährt, kommt mir der Gedanke, dass wir umfallen könnten. Dann halte ich mich immer an der Tür fest und rufe 'Wir fallen um!' Zu Hause lachen alle schon immer darüber und Väter von Freundinnen fahren extra Runden im Kreisel, bis wir auf zwei Reifen stehen und ich die gesamte Zeit schreie. :)
Nach dieser aufregenden Fahrt endlich angekommen, standen wir vor einem Problem. Wo geht es lang? Diese Klinik ist glaube ich größer, als die ganze Stadt, in der ich wohne. An der Info bekamen wir, einen Plan, indem der Weg eingezeichnet war. Wie es so typisch für meine Mama und mich ist, konnten wir mit dem Plan nicht viel anfangen, selbst die Mitarbeiter, die wir fragten wussten den Weg nicht genau. Gut, dass wir noch Zeit hatten. Bei der Anmeldung angekommen, ging alles sehr schnell. Wir nahmen im Wartebereich platz und dort schallte es sehr schön. Ein anderer Touretter, hielt sich in Hörreichweite auf und so unterhielten wir uns über ein paar Ecken. Schon beim warten, habe ich mich gefühlt, als sei es hier okay, zu sein, wie ich bin. Ohne Diagnose, war es nicht leicht, sich selbst zu akzeptieren. Im Arztgespräch kam eigentlich ganz schnell raus, was mir fehlt. Wir unterhielten uns aber noch eine ganze Zeit. Dieses Gespräch tat mir sehr gut, und die gesamte Zeit ging mir nur noch durch den Kopf ' Ich bin nicht allein.'
Zurück zum Bahnhof, wollten wir mit der Straßenbahn fahren. Ich glaube es hat sich noch kein Mensch so blöd beim Fahrkarten kaufen angestellt, wie meine Mama und ich an diesem Tag. Zum Glück stand eine junge Frau auch an der Haltestelle und konnte sich irgendwann das 'Elend' nicht mehr mit ansehen und kaufte uns die Fahrkarten. Ich war die ganze Fahrt mehr am ticen, im Vergleich zu heute war es zwar wenig, aber in dem Augenblick war es viel. Aber kein anderer Fahrgast, hat negativ reagiert, es wurde geschaut und auch mal geschmunzelt, aber alles im Rahmen. 
Am Bahnhof angekommen hatten wir noch sehr viel Zeit. So sind wir noch durch die Straßen geschlendert, bis meine Mama plötzlich meinte, sie bräuchte jetzt auf der Stelle neue Schuhe. Im Schuhgeschäft war die Entscheidung schnell getroffen. Und dann konnte ich kaum fassen, was passierte. Meine Mama nahm noch ein paar Socken und ging an die Kasse, soweit war noch alles normal. Nur nach dem Bezahlen setzte sie sich einfach mitten in den Laden und wechselte die Schuhe. Von unbequemen Schuhe in die 'Wölkchenschuhe'. Die giftigen Dämpfe, die dabei austraten, hätten eigentlich gereicht um alle zu betäuben, doch zum Glück gab es eine gute Lüftung. Trotzdem hat die Verkäuferin noch ein Schuhdeo angeboten. Ob es jetzt eine Verkaufsstrategie oder Atemnot war, werde ich wohl nie erfahren, aber lustig war es. 
Die Rückfahrt verlief eigentlich ganz ruhig, einmal mussten wir umsteigen und wir haben auch prompt den Anschluss verpasst. Wir warteten auf einer Bank und eine ältere Dame um die 50 Jahre nahm neben mir platz. Ich stampfte auf und die Frau sah mich empört an. Mir war das sehr unangenehm, also versuchte ich die Tics zu unterdrücken. So saßen wir, die Dame und ich, ganz steif nebeneinander, bis es meiner Mama ein Bedürfnis war die Dame aufzuklären, damit ich wieder luftholen konnte. Mein Gesicht war sicher schon ganz blau. ;)
Die Dame reagierte nicht gerade optimal, sie schaute mich noch einmal prüfend von oben bis unten an und ging auf eine andere Bank. Mir war das aber vollkommen egal, schließlich hatte ich jetzt eine Erklärung für mein Verhalten. Nach einem sehr langen Tag sind wir endlich zu Hause angekommen. 

Jetzt, beim Schreiben, war es irgendwie ganz komisch. Es ist nichtmal ein Jahr vergangen, aber in diesen Monaten, habe ich so viel gelernt, es hat sich so viel verändert und ich bin einfach nicht mehr die Person von damals. Seit dem Tag der Diagnose, sind meine Tics gefühlt  noch mehr explodiert. So nach dem Motto:        'Jetzt erst recht! ' Ich habe gerade eine totale Gänsehaut und zum ersten Mal bin ich richtig richtig aufgeregt, wegen der bevorstehenden Zeit. Die OP selbst, macht mir keine 'große' Angst, aber die Zeit danach, über die mache ich mir Gedanken. Aber es wird alles gut werden, egal wie es wird, ich habe meinen Platz gefunden. :)

Für Heute ist Schluss, weil ich nun gehen muss. Nehmt den Abschied niht so schwer, über ein Wiedersehen freue ich mich sehr.


LifeTiccer





Donnerstag, 18. September 2014

Sitzen oder Stehen?

Diesmal ist im Blog, das Thema, Vorträge zum Tourette-Syndrom, dabei berichte ich nur von meinen Erfahrungen. 
Wie es so ist, fängt jeder erstmal kein an, so auch ich. Mein erster Vortrag bzw. Beitrag zu einem Vortrag, fand also nicht vor einem Ärztekongress statt. Aber fast so gut, es wahren immerhin Studenten, da ist ein Doktortitel später mal gut möglich. Wie bereits gerade erwähnt war ich ein Beitrag/ 'Fallbeispiel' eines Vortrags, aber das soll auf keinen Fall etwas negatives Bedeuten. Es war mir ganz recht, später nicht dafür gerade stehen zu müssen, was dabei raus kommt. Immerhin wusste ich nicht, was sich der kleine Kobold mal wieder einfallen lassen könnte. Am Tag des Vortrags hielt sich meine Aufregung überraschender Weise sehr zurück, vielleicht weil es noch früh am Tag war. An der Uni angekommen, war der Kobold aber voll da. Und so große Gebäude schallen auch sehr schön. Erst habe ich gemeinsam mit der Studentin, deren Projekt es war, vor der Tür gewartet. Günstiger Weise schrieben im Raum nebenan einige eine Klausur. Hiermit entschuldige ich mich vielmals, falls jemand deswegen die Klausur verpatzt hat. ;)
Der Vortrag selbst verlief, dann ziemlich gut. Eigentlich hatten wir ein Interview mit anschließender Fragerunde geplant. Nach 1 Minute verselbstständigte sich das Interview. Und wir haben uns eigentlich nur in großer Runde unterhalten. Einige Fragen, kamen mir 'unnötig' vor. Unnötig in dem Sinn, dass sie für mich klar gewesen wären. Nach einigen Gesprächen mit Freunden und dem Irrenhaus, ist mir aber deutlich geworden, dass diese Fragen wichtig waren. Genau die machen Tourette für Fremde unklar und unverständlich. Für mich war dieser Vortrag genau der perfekte Einstieg.
Und Herr Dr. H., falls Sie das lesen, gern würde ich im nächsten Semester wiederkommen. :)
Den zweiten Vortrag, habe ich gemeinsam mit meinem 'Mutmacher' gehalten. Diesmal war es eine größere Veranstaltung, ein Sommerfest. Vor dem Vortrag diesmal, war ich richtig aufgeregt und  dann haben wir auch noch später angefangen, wie dass so typisch ist für Studenten. ;)  Dort war es so, dass ich vor den Gästen stand. Jetzt weiß ich, dass ich mich lieber setzten sollte, außer es geht darum einen neuen Tanzstil zu erfinden. Aber auch diesmal lief der Vortrag super gut, immer wenn ich nicht weiter wusste ist mein 'Mutmacher' in die Bresche gesprungen. Ich glaube niemand hat gemerkt, wenn ich den Faden verloren habe. Und die anschließenden Fragen, haben mich so richtig positiv überrascht. Aus den Erfahrungen vom ersten Vortrag konnte ich viel lernen und direkt umsetzten.
Mein Fazit ist daher sehr eindeutig. Die Öffentlichkeit ist bereit für uns Touretter. Das Interesse ist da und auch das nötige Feilgefühl wird von den meisten Leuten mitgebracht. Ich kann nur allen Tourettern raten, die sich von der Gesellschaft unverstanden und ausgeschlossen fühlen, ich glaube die Meisten sind jetzt bereit. Gebt der Gesellschaft vielleicht noch eine zweite Chance. Und die  'Nicht-Betroffenen' kommen auch nicht einfach so davon. Versucht doch mit einer etwas anderen Sicht auf Menschen zu zu gehen. Es ist doch eigentlich vollkommen egal, wie man anderes ist. Alle sind irgendwie anderes. Und die meisten bestehen doch sogar darauf als Individuum gesehen zu werden. Also ihr 'Individuen' seit nicht so egoistisch und akzeptiert auch andere Individuen in eurer Welt. ;) 


Abhauen muss ich, so leid es mir tut,
aber euch hinter mir zu haben, tut mir gut. <3

LifeTiccer

Mittwoch, 17. September 2014

Ich will nicht mit Mathe verglichen werden

Wie gestern ankündigt, ist heute das Thema Freunde und Freundschaft. Das ist ein wirklich schönes Thema und besonders im letzten Jahr habe ich viel gelernt und eine neue Sicht bekommen.
Was sind Freunde? Was bedeutet Freundschaft? Was erwarte ich von Freunden? Und was bringe ich in eine Freundschaft mit ein? Jeder von euch, sollte sich diese Fragen einmal ganz für sich ehrlich beantworten.

Als das TouretteSyndrom kam, gingen viele, wirklich viele Leute, die ich damals als Freunde bezeichnete. Natürlich, war ich damals traurig. Wer hört schon gern etwas, wie 'Du bist anstrengender als eine Matheklausur.' Niemand möchte mit Mathe verglichen werden *heul* :D.              
Und viele Menschen können wirklich gut täuschen. Als alle noch dachten, die Tics verschwinden wieder, gab es Leute die sich aufgedrängt haben, die mir eine heldenhafte Freundschaft vorgespielt haben. Und als klar war, meine Leben ändert sich gerade und so wie es war geht es nicht weiter, waren die auch weg. Und als immer weniger Freunde da waren, habe ich aufeinmal die wahren, echten Freunde gesehen. Freunde sind die Menschen, die sich in guten Zeiten still mit dir freuen, aber in schlechten Zeiten, sind sie da und scheinen in ihrer vollen Pracht. Es gibt doch diesen Spruch 'Freunde sind wie Engel ohne Flügel. Sie sind nicht immer zu sehen, aber sie sind immer da.' Der ist total kitschig, aber er ist wahr, sowasvon wahr. Nie in meinem Leben, wollte ich sagen, dass ist meine beste Freundin. Und jetzt kann ich es nicht mehr sagen, weil es einfach nicht stimmt. Die Freunde, die ich jetzt habe, sind mehr als beste Freunde. Ich könnte so viele Beispiele jetzt nennen, aber eins geht mir überhaupt nicht aus dem Kopf. Anfang September, war das Sommerfest der T.I.M. und ich wollte unbedingt hin. Das ganze zu planen war nicht einfach, aber am Ende hat es funktioniert, nicht zuletzt, weil eine dieser wundervollen Freunde sich in den Kopf gesetzt hat, dass es funktioniert. Sie ist dann natürlich auch mitgefahren, um meine 'andere Welt' zu sehen.
Im TiciTacaLand, so wie ich es liebevoll nenne, angekommen. Lief alles super, bis zur Verabschiedung. Eigentlich bin ich kein gefühlsduseliger Mensch und weinen in der Öffentlichkeit ist tabu. Doch im Moment der Verabschiedung ist mir so klar geworden, was ich für tolle Menschen kennenlernen durfte, dass ich kurz meine Coolnis verlor. Und eigentlich kann ich mir nur bei diesem kleinen frechen Kobold in meinem Kopf bedanken, denn ohne ihn hätte ich nie erkannt, was Freunde sind. 

Jetzt will ich noch kurz ein paar Freunde charakterisieren, nicht dass die noch denken, sie kommen besser davon, als die Bewohner der Irrenhaushauptzentrale.

Der heimliche Held: Das große Los hat man gezogen, wenn man diese Spezies zu seinen Freunden zählen kann. Der heimliche Held ist schwer zu entdecken, denn die meiste Zeit merkt man nicht, dass er immer da ist. Erst in stillen und nicht so tollen Zeiten, traut er sich sein wahres Gesicht zu zeigen. Im Umgang mit seinem Touretter, ist er genau richtig, die nötige Ernsthaftigkeit ist vorhanden aber auch Lachanfälle sind möglich. Diese können soweit gehen, dass der heimliche Held von seinem Touretter vor die Tür geschickt wird, damit Ruhe einkehren kann.
Die Zweigstelle: Diese Bezeichnung schließt mehrere Leute ein. Typisch für diese Art, sie akzeptieren ihre Touretter, denn dort gibt es noch mehr meiner Art. Das besondere an der Zweigstelle, sie sind genauso verrückt, wie die Hauptzentrale. Aber das Beste ist, sie verstehen einen, hören zu, lachen. So kommt es vor, dass Bewohner der Zweigstelle, sich entwickeln, wie eine Raupe bis hin zum Schmetterling. Viele in der Zweigstelle sind oder werden zum heimlichen  Held.
Der Kicherer: Diese Spezies macht sich das Leben oft schwerer als nötig. Im Umgang mit ihrem Touretter, haben sie zwar akzeptiert, dass Lachen erlaubt und erwünscht ist, aber wirklich angenommen hat der Kicherer dies nicht. Immer wenn es einen lustigen Tic gibt, lacht der Kicherer und während des Lachens entschuldigt er sich gleichzeitig dafür. Dieses Verhalten kann man allerdings ab trainieren, beispielsweise im Auto, auf einer Landstraße. Dort muss der Touretter nur anfangen eine Kuh nachzumachen und dann ist es auch vorbei mit der Beherrschung des Kicherers, er hat die Wahl, entweder rechts ranfahren und kichern oder weiterfahren und aus vollem Herzen lachen. 

Natürlich gibt es auch bei den Freunden unendlich viele verschiedene Charaktere und einige Freunde können auch mehrere Charaktere in sich tragen. Ich bin nur dankbar dafür, dass ich jetzt schon erkennen durfte, was Freundschaft bedeutet. Jetzt habe ich die längste Zeit meines Lebens noch vor mir und kann meine Freunde genießen.

Das Wesentliche zeigt sich nicht, es lässt sich auch nicht  fassen
und wird sich auch nur schwer, ganz schwer erklären lassen.


Macht's gut

LifeTiccer

Lasst sie in Ruhe, sie hat das Syndrom!

Kurzes Update. Noch eine Woche, bis es los geht. 
Diesmal geht es um, die Gesellschaft und wie sie mit dem Tourette-Syndrom umgeht. 

Ich könnte daraus, jetzt einen richtig wütenden und Mitleid erweckenden Post machen, aber das ist nicht mein Ziel und schon überhaupt nicht meine Art. Für mich ist es auch wichtig, dass wir, die Betroffenen, ein bisschen mehr Verständnis für Außenstehende aufbringen. 
Stellt euch doch mal vor, irgendjemand läuft hinter euch auf der Straße und ruft ein lautes 'Hey, Hey, Hey'. Was würdet ihr tun? Genau, umdrehen und schauen. Das ist eine vollkommen normale Reaktion und evolutionsbedingt tief in einem Menschen verankert. ( Entschuldigt, diesen Klugscheißersatz, ich schaue gerade 'The Big Bang Theory'. :D)

Mir ist auch schon so einiges passiert und locker weggesteckt, habe ich das Wenigste, aber jetzt, nach einer gewissen Zeit, sind gerade diese Situationen oft für ein Lacher gut. 
Ein Beispiel. In unserer Straße gibt es einen kleinen Supermarkt. Einkaufen ist für mich nicht immer einfach. Nicht nur, weil ich besser einen großen Bogen um das Gewürzregal machen sollte, da ich die Gewürze von Basilikum bis Zimt vorlese, sondern, weil sich gelegentlich Leute in ihrem Einkauf gestört fühlen. Inzwischen ist es aber so, dass wenn ich dort einkaufe, ich mir keine Sorgen machen muss 'Was passiert, wenn mich mal wieder jemand blöd anmacht oder bedroht?'. Falls so etwas vorkommt, schnellt ein Mitarbeiter des Supermarktes hinter einem Regal vor und sagt 'Lassen Sie, die junge Dame in Ruhe, die hat ein Syndrom!' Ja, dort habe ich ein Syndrom. Das klingt vielleicht witzig und wir haben auch schon so einige Witze darüber gemacht, doch man kann sich überhaupt nicht vorstellen, welch ein tolles Gefühl das ist, einfach mal keine Angst zu haben und unbeschwert seinen Einkauf zu erledigen. In anderen Geschäften ist es auch immer so, dass ich an der Kasse 'Überfall, Polizei, Polizei' rufe, in diesem kleinen Geschäft in der Straße stört es keinen mehr, also ist es uninteressant für den kleinen Kobold in meinem Kopf und ich lass es einfach.

Und diese positive Reaktion oder einfach überhaupt keine Reaktion, kommt von dem größten Teil der Gesellschaft. Nur Wenige reagieren abwehrend, abwertend, aggressiv oder beschimpfend. Aber genau diese Reaktionen brennen einem im Gedächtnis, genau das macht Angst und bringt viele Touretter dazu, sich zu Hause einzuigeln. Ich habe das auch hinter mir und heute kämpfe ich noch jeden Tag aufs Neue mit meinem Mut. Aber es geht nicht anders, Betroffene müssen die Gesellschaft mit dem Tourette-Syndrom konfrontieren, allein schon dafür, dass nächste Generationen, sich keine Gedanken mehr darüber machen müssen, ob Tourette in der Gesellschaft akzeptiert wird.
Viele Leute reagieren auch zuerst abwehrend, aber wenn man erklärt, warum man sich gerade so verhält, sind sie interessiert und entschuldigen sich sogar manchmal. Einmal kam ich vom einkaufen und ging die Straße, 'ganz unauffällig;)', entlang. Ein kleines Mädchen fragte daraufhin ihre Mama: 'Mama, warum macht die so komisch Sachen? Sowas macht man doch nicht.' Natürlich hat das Kind recht, man macht so etwas nicht, Ich schon. Die Mutter des Kindes antwortete: 'Mein Schatz, manche Menschen sind einfach verrückt und wissen nicht, was sich gehört.' Empört von diesen Worten, ging ich etwas schneller und sprach die Frau an. Ganz höflich und ich erklärte ihr, warum ich mich so verhalte. Und dann zeigte diese Frau wahre Größe, sie entschuldigte sich bei mir und sagte ihrer Tochter: 'So, mein Schatz, jetzt hast du gesehen, was passiert, wenn man zu schnell Leute in eine Schublade steckt.' Vor dieser Dame kann ich nur meinen nicht vorhandenen Hut ziehen. 

Super witzig ist auch zu sehen, wie die verschiedenen Angehörigen oder Freunde in der Öffentlichkeit mit ihrem Touretter umgehen. Nehmen wir mal das Beispiel, die Bewohner der Irrenhaushauptzentrale. 
Die Situation ist immer die Selbe. Der Bewohner geht mit seinem Touretter in einer Einkaufspassage spazieren und ein Fremder reagiert zuerst mit Gelächter und dann mit Beleidigung auf die Tics. 

Der Beschützer: Er verteidigt seinen Touretter und auf Grund des Alters des Beschützers, gibt der Fremde schnell nach.
Der Fachmann: Der Fremde wird vom Fachmann gekonnt ignoriert und mit einem bösen Blick zum Schweigen gebracht.
Der Sensible: Würde sich nur ungern mit seinem Touretter dort aufhalten und schon garnicht allein. Dort müsste der Touretter selbst agieren. Aber der Sensible kann sich bei dem Touretter wunderbar über den Fremden aufregen.
Der Provokateur: Diese Art redet mit einem hohen Maß an Geduld, aber trotzdem mit deutlichen Gesten ( dem bösen SchimpfeFinger;D) auf den Fremden ein, bis dieser aufgibt.
Der Ist-Mir-Egal: Er reagiert zunächst etwas ungünstig auf den Fremden, indem er über die Tics lautstark lacht. Eigentlich eine gute Reaktion, nur der Fremde kommt sich veralbert vor. Aber würde es darauf ankommen, dass der Ist-Mir-Egal seinen Touretter beschützen muss, wird er zu einer ganz neuen Spezies... Er Wird zum 'Hulk'
Der Kämpfer: Der Kämpfer kann es überhaupt mich hinnehmen und verteidigt seinen Touretter vor dem Fremden. Er kann dies so überzeugend, dass selbst vollkommen fremde Lehrer, die noch nie Kontakt mit dem Kämpfer hatten, lieber auf ein Elternsprechtag-Gespräch verzichten, aus Angst den Löwen im Kämpfer zu wecken.
Der Mutmacher: Für den Mutmacher ist es auch nicht immer leicht, seinen Touretter auf der Straße zu sehen. Doch vor dem Fremden beschützt er seinen Touretter kompromisslos.

Eine besondere Art sind aber die Freunde. Bei mir ist es so, dass erst die Freunde und dann das Tourette-Syndrom kam, dadurch hat sich viel geändert....
Und morgen im Blog gibt es mehr dazu. :)


Schade, ich muss für heute gehen,
aber morgen, werden wir uns wiedersehen. (lesen)

LifeTiccer

Dienstag, 16. September 2014

Wie-sollte-ein-Arzt-sein-Liste

Heute ist mein Thema Ärzte. Ein schweres Thema, wie ich finde.
Ich selbst hatte eigentlich fast immer großes Glück mit den Ärzten. Es gab zwar ein paar nicht so erfolgreiche Vorstellungen bei diversen Neurologen im Kreis, die alle nur Pillchen verschreiben wollten ohne näher darauf einzugehen, was mit mir geschieht. Aber dann ging bei mir alles sehr schnell und ich habe mich immer gut aufgehoben gefühlt. 
Das ist nur nicht die Regel bei Krankheiten, wie dem Tourette-Syndrom. Nicht alle machen es den Ärzten so leicht, wie ich. Es kommt vor, dass genau beim Arzt keine Tics auftreten oder die Tics so selten, unauffällig oder untypisch sind, dass es nicht ganz einfach ist eine Diagnose zu stellen.
Es gibt wirklich Betroffene, die Jahre auf ihre Diagnose warten mussten, oder überhaupt nicht ernstgenommen werden. So etwas braucht wirklich niemand. Deswegen gibt es heute von mir eine Wie-sollte-ein-Arzt-sein-Liste./ Was-muss-er-können-Liste.



Wie-sollte-ein-Arzt-sein-Liste/
Was-muss-er-können-Liste

  •  menschlich
  • fachlich kompetent
  • ehrlich
  • diskret
  • verständnisvoll
  • einfühlsam
  • ein guter Zuhörer
  • unvoreingenommen
  • differenziert denken
  • taktvoll
  • Vertrauen austrahlen
  • auch mal zugeben, wenn er keine Ahnung hat
  • kein Fachchinesisch
  • offen für Neues
  • geduldig
  • den Patienten als Ganzes sehen
  • Umfeld/Familie mit einbeziehen 
  • sich Zeit nehmen
  • auch mal lachen
  • beruhigen
  • etc.

Diese Liste habe ich mir nicht allein ausgedacht, sondern ich hatte hochqualifizierte und gut ausgebildete Blog-Berater. Daher übernehme ich keine Haftung für diese Liste. :D



Jetzt gibt es noch ein kleines Special über Habit-Reveral-Training.
Nein, das habe ich mir nicht selbst ausgedacht, mit dieser Methode ist es möglich Tics, die unangenehm oder schmerzhaft sind, umzuleiten. NUR umleiten, davon verschwinden die Tics nicht, man macht ihn anders.
Im Mai, als ich mich für die tiefe Hirnstimulation entschied, habe ich mir sehr oft auf den Kopf oder auf den Brustkorb geschlagen. Eine Vorraussetzung, damit die OP überhaupt in Frage kommt, war dass ich diese Tics umleite. Bei meiner Therapeutin ,bei mir zu hause, bekam ich erklärt, wie das funktioniert. Wenn ich mir z.B. auf den Kopf schlage, muss ich den Tic vor dem Ausführen wahrnehmen und eine Gegenbewegung machen z.B. schlage ich mir dann auf mein Bein. Und das umleiten ist wirklich anstrengend und es fühlt sich einfach schlecht an (wie wenn man niesen muss, aber es nicht funktioniert). Um genau auf die Tics zu achten, habe ich eine Strichliste geführt, wie oft ich es schaffe den Tic umzuleiten. Nach einer Woche konnte ich die Tics schon sehr gut umleiten. Das ist wohl nicht ganz die Regel, aber dabei war meine größte Hilfe mein Tourette-Syndrom oder viel mehr mein etwas zwanghafter Perfektionismus. Ich kann diese Methode wirklich empfehlen, aber man braucht einen starken Willen und Geduld. Auch heute gelingt es mir nicht immer, den Tic umzuleiten. Dann ärgere ich mich so sehr darüber, dass der Tic nochmal kommt und ich ihn dann umleite. :)


Alles Schöne geht vorüber,
doch nach nem Abschied sieht man sich wieder.


LifeTiccer




(das Bild darf verwendet werden)

Montag, 15. September 2014

Wundermittel Waser

Zuerst einmal kommt jetzt die Auflösung, des Rätsels von gestern.
Die Bewohner, der Irrenhaushauptzentrale. In der Rolle des Beschützers, meine kleine Schwester (6 Jahre). Der Fachmann wird dargestellt von meinem Papa. Mit viel Feingefühl übernimmt mein 13-jähriger Bruder die Rolle des Sensiblen. Voller Hingabe verkörpert mein 7- jähriger Bruder den Provokateur. Meinen 17-jährigen Bruder findet man als den Ist-Mir-Egal. Mit eisernen Willen arbeitet sich meine Mama als der Kämpfer durch das Irrenhaus. Und der Special Guest, mein großer Bruder (22 Jahre), als der Mutmacher.


Das ist aber nur in meine Familie so. Mich würde interessieren, ob ihr Charaktere wiedererkannt habt?/ Kommen diese Charakter auch in euren Familien vor? Oder habt ihr noch eine ganz andere Spezies bei euch zu Hause entdeckt?
Ich würde mich über Antworten freuen. :)



Nun zu meinem Thema für heute

Wundermittel Wasser

Bei einigen Tourettern ist es so, dass bestimmte Handlungen oder Orte 'magisch' sind. Inwiefern magisch? Die Tics verschwinden für eine Zeit oder werden deutlich weniger. Oft hört man davon, dass Musik unheimlich positiv wirkt oder Handlungen, die Konzentration erfordern. 
Als ich davon hörte, dass es so etwas gibt, habe ich sofort angefangen alles auszuprobieren. Erst mit Musik. In dieser Zeit habe ich eine Gitarre kaputt gemacht, Jetzt kann ich verstehen, warum Rocker auf der Bühne die Gitarre zerschmettern, das macht richtig SPAß! :D 
Nach der Musik, dann die Natur. Der Nachteil daran ist, dass Tiergeräusche richtig super zum nachmachen sind.
Der letzte Versuch war, die Konzentration. Häkeln. Doch während dem Häkeln hat sich so viel in mir angestaut, hätte mich jemand angesprochen, wäre die Häkelnadel als Tatwaffe vor Gericht erschienen.
Und irgendwann sind wir seit Ewigkeiten mal wieder ins Schwimmbad gefahren. Ich hatte überhaupt keine Lust, schwimmen mochte ich überhaupt nicht und dann auch noch mit den Tics, das funktioniert nie. Nach 5 Minuten im Schwimmbad ist meiner Mama aufgefallen, dass es sehr ruhig ist. Meine Tics waren verschwunden. Diese 3 Stunden Schwimmbad waren die pure Entspannung. Der Druck in mir war fast komplett verschwunden und in meinem Kopf hat sich alles geordnet, ähnlich wie in dem Film 'Percy Jackson- Diebe im Olymp', als der Hauptdarsteller feststellt, dass er kein Legastheniker ist, sondern altgriechisch liest.
Von diesem Tag an gehe ich sooft ich kann ins Schwimmbad. Inzwischen haben sich meine Tics gesteigert und ich habe keine vollkommene Ticfreiheit, aber eine sehr sehr deutliche Reduktion.
Und das Beste an der ganzen Schwimmbad-Geschichte ist, schwimmen mag ich überhaupt nicht so gern. Viel lieber 'plantsche' ich im Nichtschwimmerbecken.
Für mich ist aber auch ganz wichtig, dass die Wassertemperatur nicht zu kalt ist. Bei kaltem Wasser explodieren die motorischen Tics und mein Körper erfindet einen ganz eigenen und gewöhnungbedüftigen Schwimmstil.
Ich habe auch festgestellt, dass es ausreicht, wenn mich viel Wasser umgibt. Diese Erfahrung durfte ich auf der Klassenfahrt mit meiner ehemaligen Klasse machen. Wir waren in Hamburg. Und an einem Tag sind wir spontan mit einem Teil der Klasse an den Timmendorfer Strand und dort in Sealife gefahren. Zuerst waren Aquarien, dort ticte ich normal und dann kamen offene Becken. Ich hörte das Wasser fließen und die Tics waren fast vollständig weg. Das war mein persönliches Highlight der Klassenfahrt und machte alles wieder gut, was ich nicht machen konnte (z.B. ein Musical besuchen).
Selbst jetzt beim Schreiben merke ich, wie die schönen Gedanken wieder hochkommen. Es war einfach ein wunderschöner Tag, ganz unbeschwert, mit meinen besten Freunden. <3


Bleibt cool, ich bin schließlich noch hier,
und nur ein paar Stunden und  ihr lest von mir!

LifeTiccer

Samstag, 13. September 2014

Die Irrenhaushauptzentrale

So, wie versprochen schreibe ich heute wieder etwas.
Es geht um meine Familie und wie sie mit dem Tourette-Syndrom umgeht. Jeder Einzelne aus der Familie geht anders damit um, trotzdem könnte ich nicht sagen, dass auch nur einer etwas falsch macht. Für heute musste ich mir etwas überlegen, ein kleines Rätsel für alle, die mich und meine Familie kennen. 
Ich beschreibe jeden für sich und ihr könnt raten, wer gemeint ist. 

Der Beschützer: Diese Spezies, ist bekannt für ihren Heldenmut und die unendliche Liebe für seinen Touretter. Egal in welcher Situation, der Beschützer bleibt seinem Namen treu. Ob es vor gleichaltrigen ist oder vor völlig Fremden, der Beschützer beschützt. Ein anderes Merkmal des Beschützers ist, dass er manchmal aus seiner Rolle fällt und den Touretter zu Tics provoziert. Das ist besonders gemein, da sich der hauseigene Touretter wunderbar provozieren lässt.
Der Fachmann: Typisch für den Fachmann, ist das er sein Wissen aus dem Internet bezieht. Leider gelingt es dem Fachmann nur selten dem Toureter Neuigkeiten mitzuteilen, die wirklich neu sind.  Diese Art hat ein echtes Kämperherz und würde wirklich alles dafür geben seinen Touretter zu beschützen. Selbst Stundenlange Internetrecherche und eintönige Telefon-Warteschlangen schrecken ihn nicht ab.
Der Sensible: Das Hauptmerkmal des Sensiblen ist, dass er sich in der Nähe von seinem Touretter fürchtet. Er ist sehr schreckhaft und quietscht öfter, als er sollte. Aber in ruhigen Momenten entfaltet der Sensible sein wahres Gesicht und findet oft die richtigen Worte. Auch wenn der Sensible, seinem Alter gerecht, gelegentlich eine andere Auffassung von Witz hat, kann man viel mit ihm lachen.
Der Provokateur: Diese Spezies ist mit besonderer Vorsicht zu genießen. Auf dem ersten Blick scheint er ein liebevoller und besonders rücksichtsvoller Zeitgenosse zu sein. Der sich oft anschleicht zum kuscheln. Doch sieht der Provokateur auch nur die kleinste Chance seinen Touretter zu provozieren, nutzter er diese. Vollkommen egal, ob der Touretter am trinken ist oder etwas ausschneidet, der Provokateur schafft es, ihn aus dem Konzept zu bringen.
Der Ist-Mir-Egal: Der Ist-Mir-Egal, hat in seinem Umgang mit dem Touretter nichts geändert, im Vergleich zu früher. Das ist eigentlich auch ganz schön, auch wenn es super wäre, wenn der Ist-Mir-Egal etwas netter zum Touretter wäre, aber das war er auch vorher nicht. Der Ist-Mir-Egal kann auch zum Provokateur oder zum Sensiblen werden, wenn er möchte.
Der Kämpfer: Der Kämpfer hat das Herz eines Löwen und genau wie ein Löwe kann er auch brüllen, wenn seinem Touretter Schaden zugefügt wird. Eine andere besondere Eigenschaft des Kämpfers ist seine Ausdauer, selbst wenn Andere zu einem Vogelstrauß werden und den Kopf in den Sand stecken, der Kämpfer macht weiter, solang bis sich keiner mehr traut ihm zu widersprechen. Der Kämpfer wird in Zeiten in denen es keinen Kampf gibt zum Kummerkasten. Dieses Merkmal wird ihm manchmal selbst zuviel, doch würde der Kämpfer immer wieder zum Kummerkasten werden.
Der Mutmacher: Für den Mutmacher typisch ist, dass er sich über seine Wirkung nicht bewusst ist. Obwohl der Mutmacher keinen täglichen Kontakt mehr zu seinem Touretter hat, spornt er ihn immer wieder an und zwingt ihn aktiv zu werden. Ein Kennzeichen des Mutmachers ist, dass er viel in seinem Umfeld aufklärt und selbst aktiv wird. Da sich der Mutmacher von seinem Touretter einiges gefallenlassen muss wechselt er gelegentlich sein Erscheinungsbild und wird zu einem Provkateur. 

Das war es jetzt auch schon mit meinem kleinen Rätsel. Und ich verabschiede mich für heute.

Aber:
Abschied bedeutet nicht Trennung, sondern Pause auf Zeit.

Bis morgen 

LifeTiccer


Als ich das Krümmelmonster traf

Diesmal geht es um meinen ersten Besuch bei einer Initiativgruppe, um genau zu sein bei der T.I.M. - Tourette-Syndrom Initiativgruppe Mittelfranken. Ich meine es war im März und seit circa 2 Monaten bin ich nicht mehr zur Schule gegangen. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, meine Familie kann mich nicht verstehen, dass habe ich ja selbst nicht mal. Und durch ein tolles Forum habe ich dann noch viel tollere Menschen kennengelernt. Und wie sich der Zufall so traf, waren diese Gründer der T.I.M. Mir war sofort klar, da muss ich hin. Nur wohnen wir, meine Familie und ich, in Hessen und Mittelfranken ist eine kleine Reise. Dieser Meinung waren meine Eltern zunächst auch. Doch ich hatte noch ein Ass im Ärmel, Maria. Sie und ihre Familie haben diese Gruppe gegründet. Und Maria hat eine Geheimwaffe, sie ist der netteste und zugleich überzeugenste Mensch, den ich kenne.
Also ließ ich sie mit meiner Mama telefonieren. Um auf den Punkt zu kommen nach einem kurzen Gespräch ,von 20:00 Uhr- 02:00 Uhr, zwischen den beiden, verkündete mir meine Mama 'Wir müssen unbedingt mal nach Erlangen fahren um Maria und ihre Familie kennenzulernen.' 
Ich dachte mir ' Ist klar Mama, ich nörgle Wochen an dir herum und die Maria ruft einmal an und hat es geschafft.' Aber mir war es egal, Hauptsache mir fahren hin.
Eine Woche vor dem Treffen war ich aufgeregt und das spiegelt sich in den Tics wieder, sie wurden mehr. Aber an dem Tag als wir nach Erlangen fuhren, war es echt extrem. Doch mir war das egal, ich wollte dorthin. Wir haben uns vor dem eigentlichen Selbsthilfe-Treffen mit der Familie von Maria getroffen. Zuerst kamen nur eine Tochter von Maria, Maria Cristina und ihr Vater Jose. Maria Cristina hat auch Tourette und sie ist auch ungefähr in meinem Alter.Vorher haben wir schon miteinander geschrieben und einmal telefoniert. Ein Treffen ist trotzdem etwas anderes. Es war jetzt also soweit. Mein erstes aufeinader Treffen mit einem anderen Touretter. Und dann ging alles so schnell. Die Begrüßung viel so aus, als kannten wir uns schon ewig. Es war auch überhaupt nicht komisch jemand anderen ticen zu sehen, es war eher lustig. Aber die Tics waren schon viel mehr, wir haben uns gegenseitig aufgestachelt. Inzwischen sind auch Maria und ihre zweite Tochter Anna zu uns gestoßen und wir machten uns auf den Weg in ein Restaurant. Ich behaupte mal auf dem Weg und auch im Restaurant hat man uns ein bisschen bemerkt. Doch es war mir überhaupt nicht unangenehm. Beim Essen verliebte sich dann meine kleine Schwester in die Anna und ab da hatte Anna einen anstrengenden Tag. Nachdem unsere Bäuche voll waren, nahmen wir in einem anderen Cafe noch einen Verdauungstrunk zu uns. Noch ein schneller Kaffee und dann gingen wir endlich zum Treffen.
Nach und nach kamen immer mehr Leute, Betroffene, Angehörige und Inventar;).

Es war direkt wie in einer großen Familie. Wir tauschten uns alle aus und es war ziemlich laut. Wenn in der einen Ecke jemand auf den Tisch schlug, ging es gleich rum wie eine 'La Ola'. Wirklich lustig. Mein Tourette entdeckte sogar seine Schwäche fürs singen. Ein Beispiel. Wir waren in einem Gespräch und dann sagte jemand ' Ich habe so viele Gedanken im Kopf.' Daraufhin fing ich an zu singen: ' Das ist alles nur in deinem Kopf.' Alle lachten. Und ich? War erst verdutzt und musste dann auch lachen.
Und was ich ganz besonders fand, es war für diesen einen Nachmittag so, dass alle die ticen 'normal' waren und die 'Normalen' waren anders. Also ich fühle mich sonst auch, wie ein 'normaler' Mensch nur sehen, dass die Nicht-Betroffenen auf der Straße gelegentlich etwas anderes. 
Übrigens Austausch zwischen Angehörigen ist ein vollkommen anderer Austausch, als der zwischen Betroffenen. Angehörige reden über das Leben mit Tourette und sie geben sich Ratschläge.
Austausch zwischen Betroffenen funktioniert so: 'Schleuderst du auch deinen Kopf?' 'Ja.' Dann ist erstmal gut, wir reden über andere Themen, bis jemand einen Tic macht, den man nicht ignorieren kann oder will, dann lacht man oder sagt:' Das mache ich auch'.
Das Lustigste was mir mal beim Austausch passiert ist ,war während einer Pause. Alle standen auf der Terrasse. Plötzlich fragt ein Touretter in die Runde' Kennt ihr das, wenn euer Gehirn manchmal so kribbelt?' Und die Reaktionen darauf waren völlig verschieden. Die meisten Touretter stimmten zu, aber die nicht Betroffenen schauten uns so komisch an. Und ich kann nur allen Menschen sagen, die das nicht kennen. Ihr verpasst was, wer mag keine angenehme Gehirnmassage. :)

Als wir fahren mussten, wollte ich nicht. So dauerte die Verabschiedung auch anstatt 10 Minuten 1 Stunde. Mein Papa stand ewig mit den Taschen und Jacken in der Tür und meine Mama und ich ließen uns Zeit. Denn obwohl meine Mama erst skeptisch war, jetzt ist sie auch immer eine treibende Kraft, wenn es darum geht zu einem Treffen zu fahren.
Am nächsten Tag hatte ich heftige Tics, erst dachte ich diese Steigerung lag an dem Treffen, doch dem war nicht so. Tourette ist eine Krankheit die in Wellen verläuft, mal ist es mehr und dann auch wieder weniger, und ich hatte einfach einen Schub. 
Aber ich habe auch Tics mitgenommen von dem Treffen z.B. sage ich häufig beim Essen 'Krümmelmonster' und mache dann Essgeräusche. Den Tic finde ich selbst cool und mit diesem ist es mir auch schon gelungen, Menschen, die sich fest vorgenommen haben aus Respekt nicht über die Tics zulachen, was vollkommener Blödsinn ist, zu brechen. Beim Krümmelmonster sind schon so einige Lachtränen geflossen.
Und an diesem Tag bekam auch Maria Cristina ihren eigenen ganz speziellen Spitznamen von mir. Es ist nämlich so, Maria Cristina sagt 'Katzengulasch' und darauf reagiere ich immer mit der selben Antwort. Leider kann ich dies ihr jetzt nicht schreiben, da es nicht ganz jugendfrei ist.
Mein Fazit von diesem Treffen ist: Ich kann nur jedem empfehlen eine solche Gruppe aufzusuchen, denn ich schöpfe immer unendlich viel Kraft daraus. Und wer sich auf eine Initiativgruppe einlässt wird automatisch aktiv, egal ob es im Vordergrund bei Veranstaltungen ist oder ein im Hintergrund agierender Organisator.

Jetzt verabschiede ich mich für heute, aber Abschied hin, Abschied her, morgen schreibe ich mehr. :)

LifeTiccer