Dienstag, 16. September 2014

Wie-sollte-ein-Arzt-sein-Liste

Heute ist mein Thema Ärzte. Ein schweres Thema, wie ich finde.
Ich selbst hatte eigentlich fast immer großes Glück mit den Ärzten. Es gab zwar ein paar nicht so erfolgreiche Vorstellungen bei diversen Neurologen im Kreis, die alle nur Pillchen verschreiben wollten ohne näher darauf einzugehen, was mit mir geschieht. Aber dann ging bei mir alles sehr schnell und ich habe mich immer gut aufgehoben gefühlt. 
Das ist nur nicht die Regel bei Krankheiten, wie dem Tourette-Syndrom. Nicht alle machen es den Ärzten so leicht, wie ich. Es kommt vor, dass genau beim Arzt keine Tics auftreten oder die Tics so selten, unauffällig oder untypisch sind, dass es nicht ganz einfach ist eine Diagnose zu stellen.
Es gibt wirklich Betroffene, die Jahre auf ihre Diagnose warten mussten, oder überhaupt nicht ernstgenommen werden. So etwas braucht wirklich niemand. Deswegen gibt es heute von mir eine Wie-sollte-ein-Arzt-sein-Liste./ Was-muss-er-können-Liste.



Wie-sollte-ein-Arzt-sein-Liste/
Was-muss-er-können-Liste

  •  menschlich
  • fachlich kompetent
  • ehrlich
  • diskret
  • verständnisvoll
  • einfühlsam
  • ein guter Zuhörer
  • unvoreingenommen
  • differenziert denken
  • taktvoll
  • Vertrauen austrahlen
  • auch mal zugeben, wenn er keine Ahnung hat
  • kein Fachchinesisch
  • offen für Neues
  • geduldig
  • den Patienten als Ganzes sehen
  • Umfeld/Familie mit einbeziehen 
  • sich Zeit nehmen
  • auch mal lachen
  • beruhigen
  • etc.

Diese Liste habe ich mir nicht allein ausgedacht, sondern ich hatte hochqualifizierte und gut ausgebildete Blog-Berater. Daher übernehme ich keine Haftung für diese Liste. :D



Jetzt gibt es noch ein kleines Special über Habit-Reveral-Training.
Nein, das habe ich mir nicht selbst ausgedacht, mit dieser Methode ist es möglich Tics, die unangenehm oder schmerzhaft sind, umzuleiten. NUR umleiten, davon verschwinden die Tics nicht, man macht ihn anders.
Im Mai, als ich mich für die tiefe Hirnstimulation entschied, habe ich mir sehr oft auf den Kopf oder auf den Brustkorb geschlagen. Eine Vorraussetzung, damit die OP überhaupt in Frage kommt, war dass ich diese Tics umleite. Bei meiner Therapeutin ,bei mir zu hause, bekam ich erklärt, wie das funktioniert. Wenn ich mir z.B. auf den Kopf schlage, muss ich den Tic vor dem Ausführen wahrnehmen und eine Gegenbewegung machen z.B. schlage ich mir dann auf mein Bein. Und das umleiten ist wirklich anstrengend und es fühlt sich einfach schlecht an (wie wenn man niesen muss, aber es nicht funktioniert). Um genau auf die Tics zu achten, habe ich eine Strichliste geführt, wie oft ich es schaffe den Tic umzuleiten. Nach einer Woche konnte ich die Tics schon sehr gut umleiten. Das ist wohl nicht ganz die Regel, aber dabei war meine größte Hilfe mein Tourette-Syndrom oder viel mehr mein etwas zwanghafter Perfektionismus. Ich kann diese Methode wirklich empfehlen, aber man braucht einen starken Willen und Geduld. Auch heute gelingt es mir nicht immer, den Tic umzuleiten. Dann ärgere ich mich so sehr darüber, dass der Tic nochmal kommt und ich ihn dann umleite. :)


Alles Schöne geht vorüber,
doch nach nem Abschied sieht man sich wieder.


LifeTiccer




(das Bild darf verwendet werden)

4 Kommentare:

  1. Sollten Ärzte diesen Blog lesen, bitte nehmt euch diese Liste sehr zu Herzen, egal in welchem Fachbereich ihr tätig seid. Hinter jeder Diagnose die ihr stellt steht ein Menschen der damit leben muss und das nicht immer ganz einfach.
    Wir Patienten wissen aber auch, das Ärzte es auch nicht immer ganz leicht haben. Vielleicht ist Verständnis von beiden Seiten eine gute Lösung.

    D.mom

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  2. Wie sollte ein Arzt sein - eine Traumvorstellungen?

    Wir haben viele Ärzte und auch Therapeuten kennen gelernt. Die Wenigsten auf unserem langem Weg, der bis heute anhält, entsprachen in unserem Fall (wie ich dieses Wort "Fall" in Bezug auf Patient/Krankheitsbild mittlerweile hasse) auch nur im Entferntesten diesen so notwendigen Eigenschaften! Aber es gibt sie :-), man muss nur leider, wenn man das Tourette-Syndrom hat, ziemlich intensiv danach suchen.
    Aber, auf der anderen Seite, alleine bei T.I.M. rufen zunehmend Mediziner an, die einen Patienten mit Ticstörung haben, um sich zu informieren, um sich Rat zu holen, um in Erfahrung zu bringen wie sie ihrem Patienten helfen können, bei welchen TS-Fachleuten ihm/ihr geholfen werden könnte. Und ich nehme an bei anderen "Stellen" verhält es sich ähnlich. Dies lässt sehr große Hoffnung aufkommen!

    Um so wichtiger ist es, lieber LifeTiccer, dass Du mit dem Finger darauf zeigst - und ich danke Dir dafür, vielleicht auch im Namen vieler weiterer Betroffener.

    Liebe Grüße

    Maria

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  3. Und es gibt sie, solche Ärzte: ich habe einen solchen seid x Jahren. Ein hoch intelligenter Mensch, ein sehr kompetenter Arzt und trotzdem völlig "normal".... Ich wünsche jedem, dass er auch solchen einen Arzt finden möge. LG, papillon.

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  4. Eine gute Idee mit so einer Liste. Ich habe schon etliche Ärzte durch. Bei meiner Erkrankung Thoracic-outlet-Syndrom sollte ich von der Verdachsdiagnose bis zur Bestätigungsdiagnose ( die war ja unter Verdacht) mindestens 6 andere Erkrankungen haben und eine Menge Ärzte. Seitdem habe ich gelernt, gezielt zu hinterfragen und nachdem ich ja neben Tourette, Zwängen auch noch eine Erkrankung habe, die es nur 1 Mal in der BRD so gibt, na, da hatte ich ein riesen Glück, auf den richtigen zu treffen. :-))))

    Genau, wie Maria schon schreibt: Mit dem Finger drauf und sich als Patient klar äußern.

    Auf die Liste würde ich auch noch schreiben, das ein Arzt fähig sein sollte, Interdisziplinär zu arbeiten. Sich bei Unklarheit Rat von anderen Ärzten holt, miteinander austauscht.

    Gelesen habe ich ganz viel, bin nach wie vor begeistert von deinem Schreibstil. Drum les ich Morgen wieder hier bei dir. :-))))))

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