Mittwoch, 17. September 2014

Ich will nicht mit Mathe verglichen werden

Wie gestern ankündigt, ist heute das Thema Freunde und Freundschaft. Das ist ein wirklich schönes Thema und besonders im letzten Jahr habe ich viel gelernt und eine neue Sicht bekommen.
Was sind Freunde? Was bedeutet Freundschaft? Was erwarte ich von Freunden? Und was bringe ich in eine Freundschaft mit ein? Jeder von euch, sollte sich diese Fragen einmal ganz für sich ehrlich beantworten.

Als das TouretteSyndrom kam, gingen viele, wirklich viele Leute, die ich damals als Freunde bezeichnete. Natürlich, war ich damals traurig. Wer hört schon gern etwas, wie 'Du bist anstrengender als eine Matheklausur.' Niemand möchte mit Mathe verglichen werden *heul* :D.              
Und viele Menschen können wirklich gut täuschen. Als alle noch dachten, die Tics verschwinden wieder, gab es Leute die sich aufgedrängt haben, die mir eine heldenhafte Freundschaft vorgespielt haben. Und als klar war, meine Leben ändert sich gerade und so wie es war geht es nicht weiter, waren die auch weg. Und als immer weniger Freunde da waren, habe ich aufeinmal die wahren, echten Freunde gesehen. Freunde sind die Menschen, die sich in guten Zeiten still mit dir freuen, aber in schlechten Zeiten, sind sie da und scheinen in ihrer vollen Pracht. Es gibt doch diesen Spruch 'Freunde sind wie Engel ohne Flügel. Sie sind nicht immer zu sehen, aber sie sind immer da.' Der ist total kitschig, aber er ist wahr, sowasvon wahr. Nie in meinem Leben, wollte ich sagen, dass ist meine beste Freundin. Und jetzt kann ich es nicht mehr sagen, weil es einfach nicht stimmt. Die Freunde, die ich jetzt habe, sind mehr als beste Freunde. Ich könnte so viele Beispiele jetzt nennen, aber eins geht mir überhaupt nicht aus dem Kopf. Anfang September, war das Sommerfest der T.I.M. und ich wollte unbedingt hin. Das ganze zu planen war nicht einfach, aber am Ende hat es funktioniert, nicht zuletzt, weil eine dieser wundervollen Freunde sich in den Kopf gesetzt hat, dass es funktioniert. Sie ist dann natürlich auch mitgefahren, um meine 'andere Welt' zu sehen.
Im TiciTacaLand, so wie ich es liebevoll nenne, angekommen. Lief alles super, bis zur Verabschiedung. Eigentlich bin ich kein gefühlsduseliger Mensch und weinen in der Öffentlichkeit ist tabu. Doch im Moment der Verabschiedung ist mir so klar geworden, was ich für tolle Menschen kennenlernen durfte, dass ich kurz meine Coolnis verlor. Und eigentlich kann ich mir nur bei diesem kleinen frechen Kobold in meinem Kopf bedanken, denn ohne ihn hätte ich nie erkannt, was Freunde sind. 

Jetzt will ich noch kurz ein paar Freunde charakterisieren, nicht dass die noch denken, sie kommen besser davon, als die Bewohner der Irrenhaushauptzentrale.

Der heimliche Held: Das große Los hat man gezogen, wenn man diese Spezies zu seinen Freunden zählen kann. Der heimliche Held ist schwer zu entdecken, denn die meiste Zeit merkt man nicht, dass er immer da ist. Erst in stillen und nicht so tollen Zeiten, traut er sich sein wahres Gesicht zu zeigen. Im Umgang mit seinem Touretter, ist er genau richtig, die nötige Ernsthaftigkeit ist vorhanden aber auch Lachanfälle sind möglich. Diese können soweit gehen, dass der heimliche Held von seinem Touretter vor die Tür geschickt wird, damit Ruhe einkehren kann.
Die Zweigstelle: Diese Bezeichnung schließt mehrere Leute ein. Typisch für diese Art, sie akzeptieren ihre Touretter, denn dort gibt es noch mehr meiner Art. Das besondere an der Zweigstelle, sie sind genauso verrückt, wie die Hauptzentrale. Aber das Beste ist, sie verstehen einen, hören zu, lachen. So kommt es vor, dass Bewohner der Zweigstelle, sich entwickeln, wie eine Raupe bis hin zum Schmetterling. Viele in der Zweigstelle sind oder werden zum heimlichen  Held.
Der Kicherer: Diese Spezies macht sich das Leben oft schwerer als nötig. Im Umgang mit ihrem Touretter, haben sie zwar akzeptiert, dass Lachen erlaubt und erwünscht ist, aber wirklich angenommen hat der Kicherer dies nicht. Immer wenn es einen lustigen Tic gibt, lacht der Kicherer und während des Lachens entschuldigt er sich gleichzeitig dafür. Dieses Verhalten kann man allerdings ab trainieren, beispielsweise im Auto, auf einer Landstraße. Dort muss der Touretter nur anfangen eine Kuh nachzumachen und dann ist es auch vorbei mit der Beherrschung des Kicherers, er hat die Wahl, entweder rechts ranfahren und kichern oder weiterfahren und aus vollem Herzen lachen. 

Natürlich gibt es auch bei den Freunden unendlich viele verschiedene Charaktere und einige Freunde können auch mehrere Charaktere in sich tragen. Ich bin nur dankbar dafür, dass ich jetzt schon erkennen durfte, was Freundschaft bedeutet. Jetzt habe ich die längste Zeit meines Lebens noch vor mir und kann meine Freunde genießen.

Das Wesentliche zeigt sich nicht, es lässt sich auch nicht  fassen
und wird sich auch nur schwer, ganz schwer erklären lassen.


Macht's gut

LifeTiccer

3 Kommentare:

  1. Unserer Oma sagt immer "nichts ist so schlecht, dass es nicht für irgendwas gut ist"
    Und genau so sehe ich das "tourette monster" auch. Auch wenn es nervig, störend, manchmal schmerzend und noch viele andere schlechte Sachen ist, dennoch ist es auch ein guter Lehrer.
    Tourette ist ja auch nicht immer" böse", es kann durchaus witzig und kommunikativ sein.
    Ich hoffe das viele menschen aus deinem Blog die Kraft ziehen und aus ihrem sicherlich nicht leichten Schicksal auch die positive Aspekte wahrnehmen.

    Liebe grüße d.mom

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  2. Halli hallo

    Lese jeden Abend deine Seite . Danach hab ich viel zum nachdenken . Das Thema heute kenn ich nur zu genau. Es ist blöd und gut zu erkennen wer die wahren freunde sind. Bin schon gespannt was du morgen schreibst. Mach weiter so.

    Tschau marina

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  3. Wie gut ich dich verstehe, es mit den gegangenen Freunden genauso sehe. Es waren so viele Menschen um einen drum herum, doch bei den meisten war das Herz drin stumm. Ihre Gesichter spiegelten nur einen Hauch von Wahrheit, doch in der schlechten Zeiten....da waren sie hinfort, vergnügten sich an einem anderen Ort. Und die, die tief mit dem Herzen sehn, konnten uns verstehen und diese Mitmenschen waren die Herzenfreunde.

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