Montag, 22. September 2014

Tici ist neu

Für heute habe ich mir eine kleine Geschichte überlegt.

Tici ist neu

Tici ist 7 Jahre alt und heute ist ein aufregender Tag für ihn, er zieht um.
Sein Papa hat eine neue Arbeitsstelle, aber die ist sehr sehr weit entfernt. Tici und seine Familie ziehen von dem Planten Tourettun auf die Erde. Er ist schon sehr aufgeregt und er hat die ganze Nacht kein Auge zu gemacht. Nach einer ganz langen Reise, kommen sie endlich auf der Erde an. 
Am nächsten Morgen ist Ticis erster Schultag auf der neuen Schule. Irgendwie schauen ihn die anderen Kinder alle an und er sagt es auch seiner Mama. Aber sie antwortet 'Natürlich schauen alle, sie wollen doch wissen wer der tolle neue Junge ist.' Beruhigt von den Worten seiner Mama, verabschiedet er sich schnell und geht in seine neue Klasse. Zuerst stellt die Lehrerin den anderen Kindern ihren neuen Mitschüler vor, aber immer wieder hört sie auf zu sprechen, weil Tici Geräusche macht und die anderen Kinder darüber lachen. Auch als die Lehrerin erklärt, dass Tici von weit her kommt und dies einfach nur eine andere Sprache sei, können die Kinder nicht aufhören zu lachen. Tici versteht nicht so recht, warum alle lachen, er ist doch ganz normal. Traurig setzt er sich in die letzte Reihe. Den ganzen Tag können sich die Kinder nicht an ihren neuen Mitschüler gewöhnen, sie finden ihn komisch und lachen ihn aus. Als es endlich klingelt und die Schule vorbei ist, geht Tici ganz schnell nach Hause. 
Zu Hause angekommen, warten Ticis Eltern schon gespannt auf ihren Sohn, um zu erfahren, wie der erste Schultag war. 'Blöd', sagt Tici traurig, 'Alle Kinder lachen über mich und niemand ist so wie ich. Ich bin ganz allein und in die Schule gehe ich nie wieder.' Ticis Eltern schauen sich mit einem 'WirHabenEsGeahnt-Blick' an und seine Mama beginnt mit ruhiger Stimme zu sprechen 'Tici, mein Schatz, ich kann verstehen, dass du jetzt sehr traurig bist. Aber kannst du dir vorstellen, dass wir zusammen morgen in die Schule gehen und den Kindern einmal genau erklären woher wir kommen und alle Fragen beantworten?' Tici zögert aber stimmt dann zu.
Am nächsten Tag in der Schule ist Tici sehr sehr aufgeregt und er ist froh, dass seine Mama bei ihm ist. Die Klassenlehrerin erzählt den anderen Kindern, warum Ticis Mama heute auch da ist und dann gibt sie das Wort weiter. Ticis Mama beginnt den Kindern zu erzählen, dass Tici erst vor kurzer Zeit hier her gezogen ist und vorher auf dem Planeten Tourettun lebte. Dort sei es ganz normal, Geräusche und seltsame Bewegungen zu machen. Sie sagt auch, dass es den Kindern hier bestimmt auch nicht gefallen würde, wenn sie auf einen fremden Planeten ziehen würden und sie alle auslachen, nur weil sie keine Geräusche machen oder weil sie nicht blau sind oder sie haben keine spitzen Ohren oder oder oder. Die Kinder verstanden, was ihnen Ticis Mama damit sagen möchte und Jannick, ein Mitschüler von Tici, fragt sofort ' Kannst du mir, denn auch mal etwas beibringen?' Und Lara gleich darauf 'Und bist du böse, wenn wir manchmal lachen müssen?' Plötzlich fangen alle Kinder an Fragen zu stellen. 'Stop, Stop, Stop', ruft die Klassenlehrerin, ' So viele Fragen kann euch Tici nicht auf einmal beantworten. Ich schlage vor wir setzen und alle zusammen hin und Tici erzählt uns einfach mal etwas von sich.' Tici strahlt von einem Ohr zum anderen und immer wenn er sich freut macht er ein Geräusch, dass ähnlich wie ein Schluckauf klingt. Die Kinder lachen wieder, aber diesmal ist es anders.Sie lachen mit ihm und Tici macht es nichts aus. Die Lehrerin sagt, sie sollen einen Sitzkreis bilden. Tici setzte sich einfach hin und gleich darauf fangen alle Kinder an zu rufen 'Ich will neben Tici sitzen!' Eigentlich mag Tici es nicht, wenn sich alles um hin dreht, aber als er angefangen hat zu erzählen und die Kinder ihm ganz gespannt zugehört haben, wurden auch seine komischen Geräusche und Bewegungen weniger. Er fühlt sich einfach tol. Ticis Mama steht noch eine Weile ganz ruhig in der Ecke und schaut sich die Kinder an. Sie sieht ganz zufrieden aus und dann geht sie leise aus der Klasse. Tici berkt nicht einmal, wie seine Mama geht. 
Als Tici an diesem Tag nach Hause geht, hat er sich nicht beeilt und er ist auch nicht allein. Zu Hause angekommen, erzählt er ganz viel von der Schule und seinen neuen Freunden. Am nächsten Tag geht er wieder ganz fröhlich in die Schule. Auch, wenn er länger braucht alles zu lernen, weil es für ihn eine neue Sprache ist, in die Schule geht er immer wieder gern.



-Ende-


Diese Geschichte habe ich mir überlegt, da ich eine Ausbildung zur Sozialassistentin begonnen hatte und als ich damals Tics bekam, war ich gerade in einem Praktikum im Kindergarten. Damals konnte ich den Kindern nicht genau erklären, warum ich diese Dinge tue. Um das nächste Mal besser vorbereitet zu sein, habe ich mir diese Geschichte überlegt. 


Lerne ich Menschen kennen, sind sie fasziniert von meiner Art. Sehe ich sie öfter, haben sie Angst vor dem Anderssein.
© Damaris Wieser (*1977), deutsche Lyrikerin und Dichterin


LifeTiccer

7 Kommentare:

  1. Eine super süße Geschichte, damit kann wirklich jeder versteht das anders nicht unbedingt schlecht sein muss. Es kommt immer darauf an was alle beteiligten daraus machen.

    Alles wird gut . D. Mom

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  2. Eine wirklich schöne Geschichte. Fühle mich auch oft so als währe ich nicht von dieser Welt. Werde meiner enkelin die Geschichte vorlesen.

    Tschau Marina

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  3. Ja, eine wirklich schöne Geschichte und für Kinder gut zu verstehen. Da kamen in mir Erinnerungen hoch. Vor Jahren habe ich meinen Kindern die Geschichte Orki vom anderen Stern von Birgit Endres vorgelesen. :-))))))

    Ich wünsche dir für Morgen viel positive Power und innere Kraft. You are on the way :-)))))

    LG Corinna

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  4. Meine liebe LifeTici,

    Alles Gute für Deine Reise.
    Alexandra

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  5. Hi Du, liebe F... ich habe mir erlaubt, deine Geschichte heraus zu kopieren, und als Pdf einer Mutter zu schicken. Sie hat ein kleines Mädchen von 6 Jahren, das in den Kindergarten geht. Sie hat sich schon lange eine süsse Geschichte gesucht, um den andern Kindern vom TS zu erzählen..... Alles GUTE Dir selber für Donnerstag, 2. Oktober-- es wird gut...

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  6. Sehr schön geschrieben.

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  7. Ich hab pipi in den Augen, die Geschichte ist so toll und jeder kann sie wirklich verstehen, auch Kinder die sie lesen. Wunderbar!!!

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