Heute ist wieder herrliches Wetter, also waren meine
Geschwister und ich nach etwa 2 Jahren mal wieder auf dem Spielplatz. Also
meine Geschwister waren schon auch in den letzten Jahren immer mal auf dem
Spielplatz, aber ich habe mich doch lieber von diesem Ort ferngehalten. Aber
ich will mich nicht mehr verstecken und vielleicht ist es zunächst ein schwerer
Weg, da man sich immer wieder mit Unverständnis und Beleidigungen auseinander
setzten muss. Doch irgendwann, da bin ich mir sicher, habe ich zumindest meinen
Umkreis aufgeklärt und sensibilisiert, was Tourette angeht. Apropos
sensibilisieren, wie ich im letzten Eintrag schrieb, hatte ich am Montag einen
Vortrag in einer Grundschule. Ich kann sagen, dies war der volle Erfolg. Nicht nur
ich, sondern auch die Kinder waren sehr aufgeregt. Wir setzten und in einen
Kreis und zunächst besprachen wir, warum ich überhaupt da bin. Nachdem alle
Fragen geklärt waren habe ich die erste Tici-Geschichte vorgelesen. Anschließend habe ich die Kinder gefragt, wie
sie mit Tici umgegangen wären, wenn er in ihre Klasse käme. Sehr ehrlich haben
sie geantwortet, dass sie Fragen würden was er macht und dann müssten sie sich
auch noch an die Geräusche gewöhnen. Aber eigentlich wäre das kein Problem.
Anschließend habe ich eine zweite Tici-Geschichte vorgelesen. Wieder ein paar
Fragen beantwortet und zum Schluss hatte ich noch ein kleines Spiel. Es gibt
den Film In front oft he class (2008). Dies ist meiner Meinung nach der beste
Film um Thema Tourette. In einer Szene zeigt der Tourette betroffene Lehrer
Brad Cohen einem Schüler wie schwer es ist mit den Tics zu lesen. Das haben wir
auch gemacht. Die Kinder mussten bloß 2 Sätze lesen und ich habe den Kobold
gespielt. Das Fazit: So zu lesen ist nicht leicht. Und die Kinder hatten viel
Spaß, wobei ich das Gefühl hatte sie haben auch verstanden, was ich zeigen wolle.
Nachmittags hatte ich noch einen Termin beim Arzt zur Begutachtung der
Erwerbsfähigkeit, nach etwa 5 Minuten war er sich schon sicher, dass ich so wie
es im Moment ist nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln bin. Irgendwie ein blödes Gefühl, aber
wahrscheinlich auch wichtig für die Bürokratie.
Am Dienstag war ich dann noch beim Neurologen. Das Highlight
ist für mich eigentlich immer in die Praxis zu kommen und mit den
Mitarbeiterinnen zu sprechen. Wirklich wenn ich mal ein Problem mit dem
Selbstbewusstsein habe muss ich nur dorthin gehen. Der Neurologe ist auch Psychiater
also sehen die dort einige Patienten. Am Dienstag sagte die nette Dame am
Empfang zu mir: Wenn Sie die Praxis betreten sieht man gleich ein Lächeln und
es ist als geht die Sonne auf. Also wenn das mal nicht runtergeht wie Öl dann
weiß ich auch nicht. :)
Nun noch ein allgemeiner Gedanke von mir. Zurzeit dreht sich
bei mir ja viel um arbeiten und Geld verdienen. Wie ich weiter oben schon
geschrieben habe bin ich laut Arzt auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht zu
vermitteln. Über die Werkstatt habe ich es auch probiert. Aber ich möchte ja
auch machen was mir Spaß macht. Ich finde solche Einrichtungen sinnvoll, aber
nicht optimal für mich. Außerdem ist sich die Einrichtung auch nicht ganz
sicher, ob ich überhaupt geeignet bin. Warum gibt es keine Einrichtung für
stark betroffene Touretter. Wenn man nirgends hingehört wäre es doch logisch,
einen Arbeitsplatz für diese einzurichten. Und immer wieder heißt es Tourettern
liegen kreative Aufgaben. Also wäre es nicht einmal schwer ein Berufsfeld für
diese Leute zu finden. Und wenn es eben nicht geht, dass man in großen Gruppen
arbeitet muss man klein Gruppen oder Einzelarbeiten einrichten. Denn an der
Intelligenz mangelt es einem Tourette-Kranken meistens nicht. Im Gegenteil von
einigen und auch von mir weiß ich, dass die Intelligenz oft im oberen Bereich
liegt. Natürlich ist es leicht gesagt ‚Richtet doch mal Arbeitsplätze für
Touretter ein‘. Aber auch dem Staat würde das ja zu Gute kommen, anstatt dem
auf der Tasche zu liegen, kann man selbst Geld verdienen und vielleicht
erfolgreich sein. Bei mir ist es zum Beispiel so, dass ich nicht einmal eine
Ausbildung beenden konnte, wenn es wenigstens dort ein Angebot gäbe würde das
vielen den Weg erleichtern. Naja das ist
nun mal Wunschdenken und wenn man da nicht selbst was macht, wird das wohl eher
nichts.
Um den Blog heute nicht so negativ abzuschließen gibt es
noch einen kleinen Lifeticcer –Ferienausblick. ;) Ab Samstag sind der Sensible
und ich für eine Woche bei der Linnicher Nebenstelle zu Besuch, um dort das
Haus mal aufzumischen. Wieder zu Hause bekommen wir dann Besuch von der
Erlangender Zweigstelle. Darauf freuen wir uns schon riesig. Und da gibt es
sicher viel zu berichten. :)
Also bis Sonntag und genießt die Sonne
LifeTiccer