Freitag, 2. Januar 2015

Ein Jahresrückblick

Zunächst wünsche ich euch ein frohes neues Jahr! 
Habt ihr in den letzten Tagen das Jahr einmal Revue passieren lassen?
Mir ging es die letzten Tage öfter so... Ganz viele Fragen habe ich mir selbst gestellt und viele Momente haben sich vor meinen Augen abgespielt. Das ist meine kleine Form eines Jahresrückblickes.

Im Januar stand für mich eine große Veränderung im Raum, durch die Entwicklung meiner Tics in den letzten Wochen konnte ich die Ausbildung nicht beenden. Für mich war dies eine wirklich schreckliche Entscheidung und eine ganze Zeit hatte ich daran zu knabbern. Mit dieser Entscheidung hat sich mein ganzes Leben geändert. Es ist überhaupt nicht so einfach eine Freundschaft aufrecht zu erhalten, wenn man sich nicht 5 mal die Woche in der Schule sieht. Bis Februar / März hatte ich ein richtiges Tief, mir war ständig langweilig und kam mir irgendwie nutzlos vor. Dann bekam ich durch Zufall eine Aufgabe und das holte mich aus meinem Tief raus. Ich hatte das Gefühl doch noch gebraucht zu werden. Durch diesen Aufschwung bekam ich das Gefühl mich so wie ich bin akzeptieren zu können. Ungefähr zeitgleich bekam ich ein neues Medikament, dass anfangs eine gute Wirkung hatte. Passend in diesen Aufschwung kam auch die Möglichkeit bei einem Treffen von T.I.M. dabei zu sein. Der Tag war super wichtig für mich. Blöder Weise kam das Treffen in einen Tic-Schub, so konnte ich mit der plötzlichen starken Ticsteigerung nicht so gut umgehen. Doch da machten sich dann richtige Freunde bemerkbar. Es kostete mich viel Überwindung, jemanden Bescheid zu sagen, dass es mir wirklich nicht so gut geht, doch als ich es machte war es kein Problem. Meine Freunde waren da. So ging es mir nach 3-4 Tagen Gewöhnungszeit an die neue Situation wieder ganz gut. Schließlich habe ich mir auch öfter neue Aufgaben gesucht und somit gab es immer etwas zu tun. Meine Tics steigerten sich in dieser Zeit schleichend aber sie wurden mehr. So kam es dazu, dass ich mich im Mai nach einer sehr langen Zeit der Überlegung und des Haderns für die tiefe Hirnstimulation entschied. Im Juni kam es dann zu dem Termin in der Neurochirugie in Hannover um die OP zu besprechen und einen Termin auszumachen. Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als ich wieder ins Auto einstieg. Es war ein Gefühl eine Last abgegeben zu haben, es liegt jetzt nicht mehr allein in meiner Hand. Gleichzeitig aber auch der Gedanke, es kann jetzt wieder besser werden. Es war wirklich ein auch heute noch überwältigender Moment. Im Juli hatte ich dann meine ersten beiden Vorträge über das Tourette-Syndrom. Diese Momente, wo auch einige Leute, die überhaupt nichts mit Tourette zu tun haben, Interesse zeigen, war wirklich besonders. Denn ich habe verstanden, die 'Gesellschaft' ist überhaupt nicht das alleinige Problem. Viele Leute haben kein Problem mit Tourette, sie verstehen es nur nicht. Und wenn wir Touretter aufklären, raus gehen und uns nicht verstecken, können wir mehr Verständnis in unsere Umwelt bringen. Auch mir fällt das oft noch schwer, denn wenn 99mal alles problemlos draußen war, dieses 1mal macht mich unsicher. Der September war dann ein großer Monat, mit vielen Ereignissen. Anfang am Monat die Grillfeier von T.I.M., dort wollte ich unbedingt hin und trotz oder gerade wegen einiger Schwierigkeiten im Vorfeld hat es auch funktioniert. Schon die Tage davor war ich etwas sentimental, denn schließlich begann Ende September eine neue Zeit, die tiefen Hirnstimulation stand an. An diesem Tag hatte ich immer wieder mit Tränen zu kämpfen, so ging es mir nie zuvor. Zum ersten Mal seitdem ich mich erinnern kann, habe ich mich wirklich gefühlt als sei ich angekommen. Als sei der Weg jetzt der Richtige und immer wieder dachte ich an diesem Tag an das letzte halbe Jahr. So viel hat sich verändert trotzdem habe ich das Gefühl jetzt keinen falschen Weg z gehen. Ein anderer Weg, ja, aber falsch ist er nicht. Ein paar Tage nach dem Treffen habe ich diesen Blog angefangen und anfangs war es wirklich nur die Idee, eine Art Tagesbericht zu schreiben, für die Zeit in der ich nicht bei meinen Freunden oder meiner Familie sein kann. Doch so blitzschnell hat sich das alles herum gesprochen und schnell gab es einige Leser. Besonders dann in der Zeit in Hannover, hat mir der Blog sehr viel 'Alltag' und Normalität gegeben. Ich hatte immer das Gefühl nicht allein zu sein. Dann noch die ganze Anteilnahme und die Überraschungsbesuche, die Zeit in Hannover war wirklich nicht die einfachste Zeit aber eine in der ich viel gelernt und erlebt habe. Und besonders tolle Menschen kennenlernen durfte, die ich sonst niemals so kennen gelernt hätte.  Ende Oktober konnte ich endlich wieder nach Hause und es gab sogar schon positive Erfolge.  Kaum zu Hause, waren meine Mama und ich auch schon auf meinem persönlichen Jahreshighlight, dem Eifel-Treffen für junge Touretter. Es war wirklich nach dieser anstrengenden Zeit in Hannover,ein in leichtes landen bevor man in die Alltagswelt zurück geworfen wird. Wieder richtig zu Hause, war totales Chaos, meine Mama ging in Reha und wir renovierten, mittendrin bekam ich Nervenschmerzen im Fuß, die mich vom Schlafen abhielten. Doch irgendwie ging die Zeit vorbei. Anfang Dezember war dann auch schon wieder ein Zusammentreffen einiger Touretter in Erlangen geplant. Wieder eine unglaublich aufregende und schöne Zeit. Soviel wie bei diesen Treffen lacht man sonst nicht. Mir geht es immer so, umgeben von so vielen Tourettern komme ich mir 'normal' vor. Wirklich als sei man auf dem Planeten Tourettun und die Tics sind der dort heimische Dialekt.  
Bis zur Weihnachstzeit wurde der Schrittmacher noch zweimal neu eingesellt, bisher ohne Verbesserung. Und auch die Besserung, die anfangs auftrat, waren nicht mehr da. Eine ganze Weile hatte ich daran zu knabbern, aber wie schon im letzten Eintrag erwähnt, ging es mir nach einer kleinen Weihnachtspause wieder besser. Und ich habe für dieses Jahr einige Pläne im Kopf. :)
Wie sieht es mit eurem Jahresrückblick aus? Und damit meine ich nicht, ob ihr erfolgreich im Beruf wart, sondern, ob ihr zufrieden mit eurem Jahr 2014 seit? Schaut zurück und schaut auf die wichtigen Werte...



Euch allen ein schönes Jahr 2015 mit vielen kostbaren Momenten. 
 LifeTiccer

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