Arbeitslos mit 19 Jahren? Klar, dass muss dann jemand sein,
der in seinem Leben nichts erreicht hat und auch niemals etwas erreichen wird.
Oder?
Die Frage stellte ich mir in den letzten 12
Monaten immer wieder. Vor jetzt fast genau 1 Jahr musste ich die Ausbildung zur
Sozialassistentin abbrechen. Die Tics haben es mir unmöglich gemacht, dem Unterricht
zu folgen oder in einem Betrieb meine Arbeit zu erfüllen. Und bin ich jetzt
nur, weil ich krank wurde ein Versager? Ich habe mich auch gefragt welchen
Nutzen ich für die Gesellschaft noch habe… Irgendwie koste ich ja nur Geld und
bereite meiner Familie sorgen.
Aber STOP!!! So ist es nicht wahr. Diese Gedanken
machen einen wirklich nur unnötig fertig. Aber warum kommt es dazu, dass man so
denkt? Ganz einfach, oft genug bekommt man, wenn man sagt, man hat das
Tourette-Syndrom, überhaupt keine Chance. Und ich sage das nicht, weil ich das
irgendwie gehört habe. Diese Erfahrung habe ich gemacht, mehrmals und das
durchaus auch im sozialen Bereich. Natürlich war es für mich verständlich, dass
ich in einem Kindergarten keine so geeignete Kraft mehr bin. Überrascht hat
mich aber da schon, dass die Kinder Tourette weniger zu einem Problem machten.
Das waren irgendwie alles kleine Beschützer. Ein neues Kind machte mich nach,
sofort waren 3-4 andere Kinder da und haben es dem Kind erklärt. Danach war es
im Kindergarten kein Problem untereinander, dennoch konnte ich mit so vielen
Schimpfworten dort nicht bleiben. Dann habe ich es im Behindertenbereich
probiert, auch dort war es irgendwie mehr das Gefühl ein Klient zu sein, als
ein Mitarbeiter. Ich will jetzt auch niemandem die Schuld geben, aber zu dem
Zeitpunkt war ich auch einfach ziemlich am Ende. Vor ein paar Wochen habe ich
dann noch ein Versuch gestartet und mich als freiwillige Trainerin gemeldet.
Natürlich auch im Behindertenbereich. Aber auch da wieder eine Absage mit den
Worten, man könnte sich nicht vorstellen, dass ich Respekt und Ruhe in ein Team
bringen könnte. Und da frage ich mich, warum bekomme ich keine Chance? Ich bin
normal Intelligent, laut den Ärzten sogar etwas über dem Durchschnitt. Ja, es
sieht nicht ungefährlich aus, wenn ich manche Dinge tue, einige gelingen mir
auch nicht. Aber warum bekomme ich keine Chance?
Vor ein paar Monaten habe ich den Vorschlag
bekommen, in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung zu arbeiten. Versteht
mich nicht falsch, es ist gut und auch wichtig, dass es diese Möglichkeit gibt.
Aber warum versucht man nicht, Menschen mit Behinderung auf dem normalen
Arbeitsmarkt zu integrieren. Ich bin auch kein Mensch, der jeden einzelnen
Menschen mit Behinderung integrieren/inkludieren will. Viele sind sehr
zufrieden in Werkstätten. Für mich kann ich mir das nicht vorstellen.
Ich für mich habe den Kompromiss gemacht, dass ich
trotzdem etwas mache. Dann eben ohne davon leben zu können. Es ist auch kein
schöner Gedanke, sich vielleicht nie selbst finanzieren zu können und immer
abhängig zu sein. Aber nur weil es mir niemand zutraut, bedeutet es nicht, auch
wirklich nichts zu tun. Im Januar 2014 bis März 2014 könnte ich bestimmt den
Weltrekord im nörgeln bekommen, ständig sagte ich meinen Eltern: ‚Mir ist
langweilig. Was können wir machen? Was machen wir heute?...‘ Ich wusste nichts
mit mir anzufangen. Heute ist es an manchen Tagen so, dass ich froh bin mal 5
Minuten Pause zu haben. Oft ist der Tag so voll, weil ich mir Aufgaben gesucht
habe. Hin und wieder auch, weil mich die Zwänge und Tics den Tag über
beschäftigen.;)
Aber jetzt, gerade wo morgen die Schule wieder bei
uns losgeht, bin ich etwas neidisch. Natürlich sind meine Freunde nicht anders
als irgendwelche anderen Menschen. Das wünsche ich mir auch überhaupt nicht.
Ganz oft, wenn sie aber sagen: ‚Oh morgen geht die Schule wieder los…‘ Oder
mein Bruder, der uns verbietet während den Ferien den Begriff Schule in seiner
Gegenwart zu verwenden.
Denke ich mir:‘ Ich würde auch gern in die Schule.‘
Ich war wahrscheinlich auch nicht anders, aber heute würde ich gern einen geregelten
Tagesablauf haben. Morgens aufstehen zur Arbeit gehen und am Ende des Monats
auch etwas für die getane Arbeit bekommen. Ich bin überhaupt nicht nur auf Geld
fixiert, oder habe irgendwie hohe Ansprüche. Aber schon allein bei dem Vorhaben
allein zu wohnen. Wer bezahlt die Wohnung? Wie fülle ich den Kühlschrank? Wie
zahle ich Strom, Wasser…?... Das alles kostet nun einmal und nur weil ich ‘Normal‘
nicht kann, bedeutet es nicht, dass ich nicht will.
Ich schaue positiv in die Zukunft und denke
irgendwann wird sich etwas finden. :D
In diesem Sinn, schönen Sonntag!
LifeTiccer
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