Montag, 12. Januar 2015

Wie siehts aus mit arbeiten?



Arbeitslos mit 19 Jahren? Klar, dass muss dann jemand sein, der in seinem Leben nichts erreicht hat und auch niemals etwas erreichen wird. Oder?

Die Frage stellte ich mir in den letzten 12 Monaten immer wieder. Vor jetzt fast genau 1 Jahr musste ich die Ausbildung zur Sozialassistentin abbrechen. Die Tics haben es mir unmöglich gemacht, dem Unterricht zu folgen oder in einem Betrieb meine Arbeit zu erfüllen. Und bin ich jetzt nur, weil ich krank wurde ein Versager? Ich habe mich auch gefragt welchen Nutzen ich für die Gesellschaft noch habe… Irgendwie koste ich ja nur Geld und bereite meiner Familie sorgen.

Aber STOP!!! So ist es nicht wahr. Diese Gedanken machen einen wirklich nur unnötig fertig. Aber warum kommt es dazu, dass man so denkt? Ganz einfach, oft genug bekommt man, wenn man sagt, man hat das Tourette-Syndrom, überhaupt keine Chance. Und ich sage das nicht, weil ich das irgendwie gehört habe. Diese Erfahrung habe ich gemacht, mehrmals und das durchaus auch im sozialen Bereich. Natürlich war es für mich verständlich, dass ich in einem Kindergarten keine so geeignete Kraft mehr bin. Überrascht hat mich aber da schon, dass die Kinder Tourette weniger zu einem Problem machten. Das waren irgendwie alles kleine Beschützer. Ein neues Kind machte mich nach, sofort waren 3-4 andere Kinder da und haben es dem Kind erklärt. Danach war es im Kindergarten kein Problem untereinander, dennoch konnte ich mit so vielen Schimpfworten dort nicht bleiben. Dann habe ich es im Behindertenbereich probiert, auch dort war es irgendwie mehr das Gefühl ein Klient zu sein, als ein Mitarbeiter. Ich will jetzt auch niemandem die Schuld geben, aber zu dem Zeitpunkt war ich auch einfach ziemlich am Ende. Vor ein paar Wochen habe ich dann noch ein Versuch gestartet und mich als freiwillige Trainerin gemeldet. Natürlich auch im Behindertenbereich. Aber auch da wieder eine Absage mit den Worten, man könnte sich nicht vorstellen, dass ich Respekt und Ruhe in ein Team bringen könnte. Und da frage ich mich, warum bekomme ich keine Chance? Ich bin normal Intelligent, laut den Ärzten sogar etwas über dem Durchschnitt. Ja, es sieht nicht ungefährlich aus, wenn ich manche Dinge tue, einige gelingen mir auch nicht. Aber warum bekomme ich keine Chance?

Vor ein paar Monaten habe ich den Vorschlag bekommen, in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung zu arbeiten. Versteht mich nicht falsch, es ist gut und auch wichtig, dass es diese Möglichkeit gibt. Aber warum versucht man nicht, Menschen mit Behinderung auf dem normalen Arbeitsmarkt zu integrieren. Ich bin auch kein Mensch, der jeden einzelnen Menschen mit Behinderung integrieren/inkludieren will. Viele sind sehr zufrieden in Werkstätten. Für mich kann ich mir das nicht vorstellen.  

Ich für mich habe den Kompromiss gemacht, dass ich trotzdem etwas mache. Dann eben ohne davon leben zu können. Es ist auch kein schöner Gedanke, sich vielleicht nie selbst finanzieren zu können und immer abhängig zu sein. Aber nur weil es mir niemand zutraut, bedeutet es nicht, auch wirklich nichts zu tun. Im Januar 2014 bis März 2014 könnte ich bestimmt den Weltrekord im nörgeln bekommen, ständig sagte ich meinen Eltern: ‚Mir ist langweilig. Was können wir machen? Was machen wir heute?...‘ Ich wusste nichts mit mir anzufangen. Heute ist es an manchen Tagen so, dass ich froh bin mal 5 Minuten Pause zu haben. Oft ist der Tag so voll, weil ich mir Aufgaben gesucht habe. Hin und wieder auch, weil mich die Zwänge und Tics den Tag über beschäftigen.;)

Aber jetzt, gerade wo morgen die Schule wieder bei uns losgeht, bin ich etwas neidisch. Natürlich sind meine Freunde nicht anders als irgendwelche anderen Menschen. Das wünsche ich mir auch überhaupt nicht. Ganz oft, wenn sie aber sagen: ‚Oh morgen geht die Schule wieder los…‘ Oder mein Bruder, der uns verbietet während den Ferien den Begriff Schule in seiner Gegenwart zu verwenden.

Denke ich mir:‘ Ich würde auch gern in die Schule.‘ Ich war wahrscheinlich auch nicht anders, aber heute würde ich gern einen geregelten Tagesablauf haben. Morgens aufstehen zur Arbeit gehen und am Ende des Monats auch etwas für die getane Arbeit bekommen. Ich bin überhaupt nicht nur auf Geld fixiert, oder habe irgendwie hohe Ansprüche. Aber schon allein bei dem Vorhaben allein zu wohnen. Wer bezahlt die Wohnung? Wie fülle ich den Kühlschrank? Wie zahle ich Strom, Wasser…?... Das alles kostet nun einmal und nur weil ich ‘Normal‘ nicht kann, bedeutet es nicht, dass ich nicht will.

Ich schaue positiv in die Zukunft und denke irgendwann wird sich etwas finden. :D

In diesem Sinn, schönen Sonntag!

LifeTiccer 

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