Kopf hoch, Krone richten und weiter!

Zunächst einmal, entschuldigt, dass ich die letzten Tage nicht gebloggt habe. Es ist viel passiert und vieles ist nicht passiert, aber ich beginne mal bei dem Dienstag. 

Wie ich Montagabend schon geschrieben habe, meine Medikamente waren vollkommen leer. 

Auch am Dienstagmorgen waren keine Medikamente da. Ohne sie zu sein bedeutet für mich nochmehr Tics, lauter, anstrengender und autoaggressiv. Mit Details dieser Situation verschone ich euch jetzt, außerdem fällt mir überhaupt nichts ein das Ganze irgendwie nicht dramatisch darzustellen. Gegen 13:00 Uhr bekam ich ein Ausweichmedikament, bis schließlich meine da waren. Es ist immer so, wenn ich nicht mehr so extrem laut bin und sozusagen wieder 'normal tice', denken die meisten alles sei wieder gut. Aber ich war schon vollkommen erschöpft, hatte einige blaue Flecke,mir tat einfach vieles weh und das Schlimmste, wenn ich so stark und noch unkontrollierter tice rebellieren meine Zwänge danach. Das bedeutet, ich denke die ganze Zeit, ich habe meine Zwänge nicht gut genug ausgeführt, also habe ich eine Art Zwangsanfall und der stört niemanden außer mich. Im Gegenteil, viele meinen dann mir erzählen zu müssen, wie schön es ist, dass ich gerade weniger tice. 'Ja, sehr schön, mein Kopf zerplatzt, ich kann keinen Schritt machen ohne ihn danach zu überprüfen, aber ich tice nicht so laut. Wirklich super!' Tourette ist einfach mehr, als nur die hörbaren Tics, es ist so viel mehr. Und zumindest bei mir ist vom Gefühl kein Unterschied zwischen einem motorischen Tic, wie in den Bauch schlagen oder einem vokalen Tic, wie ein Schimpfwort rufen. Beides ist blöd, beides will ich nicht tun und beides erfordert Anstrengung. Gegen Abend ging es mir etwas besser, also ging ich.... genau, ich ging spazieren. Weit kam ich allerdings nicht, da meine Beine sehr schwer waren, aber das war nicht schlimm. Ich setzte mich auf eine Bank und skypte. Dieses Gespräch tat mir sehr gut und es war ein schöner Ausklang für den nicht ganz so schönen Tag. Eigentlich hatte ich auch vor euch davon zu berichten, doch mein Datenvolumen war voll und ich hatte kein Internet.
Aber den Höhepunkt erreichte die Situation gestern, am Mittwoch. Ich hatte richtig schlimmen Muskelkater, selbst meine Augenbrauen taten mir weh. ;)  Ach, was ich noch kurz dazwischen werfen möchte, in der gesamten Zeit war ich immer sehr verständnisvoll und gefasst.  

Bei der Visite am Mittwoch wurde mir dann mitgeteilt, dass die OP erst am Montag stattfindet, solang könnte ich nach Hause. Ich war völlig geschockt, überrascht... Einfach durcheinander. Und so langsam fehlte es mir auch an Verständnis, es ist einfach so viel nicht gut gelaufen. Nach dem Arztgespräch rief ich meine Eltern an, mein Papa machte sich umgehend auf den Weg, um mich erstmal nach Hause zu holen. In diesem Augenblick, war ich einfach nur froh, zu Hause nochmal Kraft zu tanken. Die Fahrt nach Hause dauerte sehr lang, aber mir war es egal, Hauptsache wieder zurück. Gegen 22:00 Uhr waren wir da. Es war so spät, dass der Blog wieder ausfallen musste. 

Und heute, am Donnerstag, kommt so langsam alles bei mir an. Die ganze Zeit im Krankenhaus überdenke ich jetzt erst. Dort lief so viel nicht richtig, allein schon die Zimmersituation anfangs, oder die Planlosigkeit. Aber über das Pflegepersonal kann ich mich nicht beschweren, alle waren immer sehr freundlich, nur macht Freundlichkeit irgendwann auch nicht mehr alles gut. Heute bin ich sehr geknickt, es ist auch sehr schwer alles in relativ sachliche Worte zu fassen. Ich bin nicht wütend, sondern enttäuscht und unsicher. Enttäuscht, weil ich mir so viel erhofft habe und dies bisher nicht eingetreten ist. Zum Beispiel war mein Plan, wenn ich wieder nach Hause komme aus einem Glas zu trinken, dies kann ich zur Zeit nicht, da ich es kaputt machen würde. Aber jetzt bin ich zu Hause, ich kann nicht aus einem Glas trinken und mein 'Zusatand' ist eigentlich schlechter als vor einer Woche. Und unsicher, weil sich niemand an Pläne hält und alles immer noch ungewiss für mich ist. Es war ja so, dass ich früher anreisen musste, da geprüft werden sollte, ob ich depressiv bin oder irgendwelche psychischen Probleme habe, die eine OP verhindern könnten. Dieses Gutachten wurde schnell erteilt. Aber die letzte Woche war der optimale Test für meine psychische Gesundheit, bei dem ganzen kann man entweder nur noch in der Ecke sitzen und jammern oder man zieht es ins Lächerliche und lacht mal herzlich. Wie ich oft sage: 'Kopf hoch, Krone richten und weiter!' Heute ist mir noch nicht danach über alles zu lachen, aber ich habe meine Krone gerichtet und mache weiter, der Kopf kommt noch nach. Jetzt versuche ich bis Sonntag Kraft zu tanken und dann geht es wieder nach Hannover. Mal schauen, ob Montag, dann operiert wird. ;)

18:55 Uhr: Die Sonne scheint. Es ist ein lauer Herbstabend. Das Telefon klingelt, die MHH. Die Operation findet am Dienstag statt (vielleicht). ;)
So jetzt aber Schluss für heute, ich muss dem Fachmann mal die Computerbirne auswecheln, die ist gerade durchgebrannt. 

Manchmal kommt's von allen Seiten. Du fragst: Warum? Bist ganz benommen. Doch du solltest nicht vergessen, dass auch wieder andere Tage kommen! LifeTiccer